„Dein Kind ist doch schon fast zwei Jahre alt.“ (… wahlweise auch schon ab dem 5. Lebensmonat) – „Du bist doch wieder schwanger.“ (bevor Elli da war) – „Du hast doch schon wieder ein Baby.“ (nachdem Elli da war) – „Wie machst du das denn jetzt mit ZWEI Säuglingen?“ – „Das ist doch pervers.“ – „Brauchst du Bestätigung oder das Gefühl, gebraucht zu werden?“ – „Was passiert denn da mit deinen Brüsten?“ – „Willst du nicht mal abstillen?“ – „Dein Kind wird ein gestörtes Verhältnis zu Frauen und dem weiblichen Körper entwickeln.“
Die Hälfte dieser Kommentare stammt von Menschen, die keine Kinder haben, die andere Hälfte von Leuten, die ein Unverständnis an den Tag legen, das sie wahrscheinlich selbst bei anderen verurteilen würden.
Beides nicht schön. Beides verletzt mich manches Mal. Aber von letzterer Hälfte bin ich oft enttäuschter. Möchte doch keine Mutter verurteilt werden. Will doch jede Mama nur das Beste für ihr Kind.
Bei sinnlosen Kommentaren aus der kinderlosen oder unüberlegten Fraktion muss ich oft nur schmunzeln. Weiß man doch, dass man bei Erziehungsfragen generell Leute ohne Kinder fragen sollte. Die wissen das nämlich.
Jedenfalls – um auf das eigentliche Thema zurückzukommen – stille ich immer noch. Mein Kind stille ich immer nach Bedarf, d. h. wann immer er möchte (und ich natürlich auch, ist ja immer noch mein Körper) und es braucht. Das macht kleine Unfälle, unruhige Nächte und Krankheitstage oft sehr viel einfacher.
Sehr oft braucht er das gar nicht mehr. Wir stillen vielleicht 2 Mal am Tag, meistens daheim in den Abendstunden. Fern von urteilenden Blicken und wenn mein kleiner Mann „Zeit“ hat, sich auf mich zu konzentrieren.
Laut WHO „soll“ eine Mama ihr Kind 3 Jahre stillen – und wenn beide möchten, auch noch länger. So steht es schwarz auf weiß … und um mich zu rechtfertigen, komme ich oft auf dieses Zitat zurück. Traurig eigentlich. Dabei richtet sich mein Körper immer noch ganz wunderbar nach den Bedürfnissen meines Kindes, obwohl er kein Säugling mehr ist, der auf die wertvolle Muttermilch angewiesen ist. Wertvoll ist sie aber dennoch, denn sie ändert Inhaltsstoffe und Zusammensetzung nach wie vor so ab, dass der kleine Körper anfliegende Erkältungen, Krankheitserreger und sogar die Schmerzen beim Zahnen besser abwehren oder mit ihnen umgehen kann. Welche Flaschennahrung schafft das bitte? Oder welches noch so gut gekochte Abendessen?
Abgesehen davon zählen die wenigen Minuten, die wir noch stillen, ganz einfach zur Quality Time. Die Zeit, die nur uns beiden gehört. Die Zeit die uns verbindet, so wie sie es seit der Geburt getan hat. Eine Form des Kuschelns.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich mit 18 Jahren denken wird: „Meine Mutter hätte mich besser mal keine 2 Jahre gestillt, ich kann gar nicht normal mit einer weiblichen Brust umgehen.“
So lange uns beiden das Stillen also noch gut tut (auch wenn es mich ab und zu stresst, weil ich gerade etwas anderes tun möchte) und uns ein gutes Gefühl gibt, werde ich also „immer noch“ stillen und mich den urteilenden Blicken aussetzen, während ich mich mal wieder „vollkommen entblöße“ und meinem Sohn die Brust anbiete.
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