Mitte Dezember war es endlich soweit: Ab sofort war ich im Mutterschutz. Und da die letzten Arbeitstage sehr anstrengend waren, sehnte ich mich eigentlich nur nach ein wenig Ruhe und Schlaf. Da kam es mir sehr gelegen, dass ich die Feiertage entspannt im Kreise meiner Familie verbringen konnte. Zwischen den Jahren war ich dann wieder voller Energie, um die letzten Besorgungen für unsere bald kommende, kleine Prinzessin zu machen.
Komischerweise hatte an diesem Tag kaum jemand für mich Zeit, weshalb mich nur meine Mama und mein Mann begleiteten. Auf dem Weg in die Stadt setzte mein Mann meine Mama und mich plötzlich vor der Tür meiner Schwester ab. Unter dem Vorwand, dass meine Schwester uns noch etwas zeigen wolle, ließ er uns aussteigen, um angeblich einen Parkplatz zu suchen. Dass er dann erst mal weg sein sollte, bemerkte ich zuerst gar nicht.
Nichtsahnend und fluchend schleppte ich mich die unzähligen Treppen in den dritten Stock nach oben. Ein simples Foto von diesem „Etwas“ hätte es auch getan. Endlich hatte ich die Haustür erreicht – und das nur um mich zu wundern, warum dort so viele Schuhe standen. „Was ist denn hier los“, keuchte ich gerade noch in Richtung meiner Mama, als meine Schwester Julia mit breitem Grinsen und einer Girlande über dem Kopf hängend die Tür öffnete. Bevor ich noch etwas sagen konnte, bat sie uns hastig herein – und dort traute ich meinen Augen nicht: Meine Freundinnen und Schwägerinnen saßen alle grinsend im Wohnzimmer und überraschten mich mit einer Babyparty!
Nach der überschwänglichen Begrüßung, musste ich die Dekoration noch mal genauer unter die Lupe nehmen. Überall hingen rosa Pompons und kleine Girlanden. Herrlich – und genau mein Geschmack. Meine kleine Schwester kennt mich halt. Aber das Highlight war der Name unserer Tochter in großen, heliumgefüllten Folienballons: LOTTI – eigentlich ja Charlotte, aber seitdem ich wusste, dass es ein Mädchen werden sollte, habe ich immer von meiner kleinen Lotti gesprochen. Das hat meine Familie sofort übernommen. Und dank der tollen Deko wussten meine Mädels jetzt auch Bescheid. Kleiner Tipp für alle, die auch eine Babyparty organisieren wollen: Wer die Reaktion der werdenden Mutter besser einschätzen möchte, sollte vorher mit dem werdenden Papa reden. 😉
Aber Julia hatte sich nicht nur mit der Dekoration viel Mühe gegeben: Auch ans hungrige Partyvolk hatte sie gedacht. Neben Fingerfood, wie Bruschetta und Käsespießen, gab es Kuchen, Muffins, Obstsalat und alkoholfreie Cocktails, die mein Schwager in der Küche mixte. Für einen gemütlichen Nachmittag genau die richtige Wahl. Und der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Außer es gibt Zutaten, auf welche die werdende Mama mit Übelkeit reagiert – oder natürlich solche, die von Schwangeren ohnehin nicht gegessen werden sollten. Sushiplatten mit rohem Fisch sind also keine gute Idee.
Aber eine Party wäre keine Party ohne Spiele! Auch hier ist es bei der Vielfalt an Möglichkeiten hilfreich, zuerst zu überlegen, was zur werdenden Mama passen könnte. Für mich hieß es Wetttrinken! Wer sich das wohl ausgedacht hat? Denn zugegeben, ist das nicht gerade meine Königsdisziplin. Besonders nicht aus Fläschchen mit Saugern. Niemals hätte ich gedacht, dass man sich so ins Zeug legen muss, um ein bisschen Wasser durch diese Öffnung zu bekommen. Mit schmerzenden Gaumen und um eine Erkenntnis reicher, musste ich das Spiel als verloren verbuchen. Beim nächsten Spiel sollten Zutaten von Babybreien erraten werden. Auch hier kam ich schnell zu der Erkenntnis, dass mein Geschmackssinn durch Salz, Gewürze und andere Zusätze komplett verwirrt war – und die Spaghetti Bolognese nichts mit denen zu tun hatten, die ich eigentlich bevorzuge. Back to the roots, sage ich da nur.
Als wäre das nicht schon genug gewesen, wurden Lotti und ich noch mit Geschenken überhäuft. Während ich mit tatkräftiger Unterstützung der kleinen Partypeople die Geschenke auspackte, haben wir viel gequatscht und gelacht und so war dieser wirklich schöne Nachmittag viel zu schnell zu Ende. Das Schönste, was ich aus diesem Tag mitnehmen durfte, war aber, dass ich noch mal alle meine Mädels auf einem Haufen hatte. Darum bin ich meiner Schwester für die Party auch so dankbar. Und während Lotti nun selbst die Welt erkundet, denke ich noch immer gerne an den tollen Nachmittag zurück.
Von Babypartys hört man mittlerweile immer öfter – und darauf hat sich natürlich auch der Handel eingestellt. Gibt man das Schlagwort„Babyparty“ in Suchmaschinen ein, erhält man unzählige Shoppingvorschläge, Spielemöglichkeiten, bis hin zum Ratgeber für die perfekte Organisation. Da kann ich es gut nachvollziehen, dass viele die Nase rümpfen, weil es wieder mal eine amerikanische Tradition ist, die zu uns rüber geschwappt ist. Wenn man sich aber auf das eigentlich Wichtige besinnt, ist es eine wunderschöne Sache, die von Herzen kommt. Und man verbringt noch mal in Ruhe ein paar schöne Stunden – denn nach der Geburt wird das erst mal nicht mehr so einfach sein. Und es gibt noch einen weiteren schönen Nebeneffekt für werdende Mamas: Man wird von der ewigen Warterei abgelenkt. 😉
Posted on Categories Zusammen leben