Den Stempel sehe ich in Gedanken noch heute, mit welchem meine Mutter schon vor 15 Jahren ihre Yogaprogramme verzierte. Mindestens so lange ist sie bereits Yogalehrerin, ausgebildet auf Grundlage des BDY/EYU (Bund Deutscher Yogalehrer und Europäischen Yoga Union). Als Jugendliche nahm ich die Übungsvorschläge meiner Mutter eher mit einem Achselzucken hin. Doch spätestens mit dem Studium, das ich zum Teil im fernen Asien verbrachte, und der zunehmenden Arbeit und Auseinandersetzung mit dem eigenen Wesenskern, nahm mein Interesse an Meditation und Yoga zu. Bald zog in mein WG-Zimmer und in künftige Wohnungen meine Yogamatte und mein Meditationskissen mit ein. Meine Mutter versorgte mich mit Übungsblättern und das ein oder andere Mal nahm ich, während meiner Heimatbesuche, auch an ihrem Unterricht teil.
Die Yogamatte wurde wieder ausgerollt
Zwar entwickelte ich in den vergangenen Jahren keine Regelmäßigkeit in meiner Yogapraxis, doch das lag viel mehr an meiner Alltagsgestaltung als an dem Glauben daran, dass Yoga wirklich gut tut. Wie so viele Gleichgesinnte stieß ich in meiner Schwangerschaft also auch auf das Thema „Schwangerschaftsyoga“ und ein breites Kursangebot wurde mir offeriert, unter anderem bei der Volkshochschule, in Hebammenpraxen oder bei Youtube. Die Frage „Warum sollte ich?“ stellte ich mir gar nicht erst, rollte die Yogamatte wieder aus und wandte mich gleich an meine Mutter. Dort fühlte ich mich natürlich bestens beraten. Sie gestaltet mir schon seit Beginn meiner Schwangerschaft Übungsblätter, die ich mal mehr und mal weniger regelmäßig übe. Die Übungsinhalte erstrecken sich dabei von der Stärkung der Rückenmuskulatur, über die Dehnbarkeit des Beckenbereichs bis hin zur Verlängerung der Atmungsintervalle. So tönt es aus unserer Wohnung seit Wochen „aaaaa, eeee, iii, oooo, uuuu“ und wenn ich Andi überreden kann, stimmt auch er mit einem langgezogenen „Om“ ein. Dabei legen wir beide unsere Hände auf den Babybauch und warten gespannt auf eine Gegenreaktion unseres kleinen Schatzes – denn insbesondere tiefe Männerstimmen werden von Babys gut wahrgenommen.
Der Kontakt zum Kind ist wichtig
Doch in meinen Augen muss nicht jeder Besuch auf der Matte zu einer physischen Verbesserung führen. Mitunter am wichtigsten empfinde ich die Meditation mit Licht, was eine Schwangere laut meiner Mama rauf und runter trainieren sollte. Und jeder, der sich mit Mediation auseinandersetzt, weiß, wie schwer das eigentlich sein kann. Die Gedanken schweifen ab, der Rücken tut weh, der Zigarettenrauch vom Nachbar zieht durch das offene Fenster, oder das Handy kündigt eine eingegangene Nachricht an. Und außerdem sollte ich schon längst unter der Dusche stehen, denn schließlich ruft die Arbeit. Viel einfacher fiel es mir hingegen, die Fahrten zur Arbeit in der Bahn dafür zu nutzen, um mich dem kleinen Menschen in meinem Bauch bewusst zu werden. Denn das ist wohl der Hauptgrund für mich mit Schwangerschaftsyoga und dergleichen zu arbeiten – ich möchte mit meinem Kind in Kontakt treten. Gerade zu Beginn meiner Schwangerschaft, als der Bauch noch nichts verriet und die Bewegungen des Kindes nicht zu spüren waren, hat es mir gut getan, all meine Liebe, Aufmerksamkeit und gute Gedanken zu meinem Kind zu lenken – am besten in den Momenten, die einem, wie eine langwierige Bahnfahrt, nicht sinnvoll genutzt vorkommen.
Die Übungen im Folgenden habe ich während des zweiten Trimesters der Schwangerschaft geübt. Der Fokus lag hier auf der Verlängerung der Atmung (kann während der Geburt nur hilfreich sein), der Verbesserung der Lungenkapazität und der Dehnung des Beckenbereichs. Jetzt im dritten Schwangerschaftstrimester angelangt, konzentriere ich mich hauptsächlich auf das Tönen bei der Ausatmung und auf Entspannungsübungen. Betonen muss ich, dass ich dabei von meiner Mutter als professionelle Yogalehrerin angeleitet wurde, was unbedingt erforderlich ist, wenn man zuvor keine oder nur wenig Erfahrung mit Yoga hat. Also bitte nicht wild drauflos üben, sondern zusätzlich nach professionellen Kursen Ausschau halten. Und bald werdet ihr sicher merken: Yoga tut gut!
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