Unsere Gender-Reveal-Party

„Man muss ja nicht jeden Quatsch mitmachen, oder?!“ Andi war nicht sonderlich begeistert von meiner Idee, eine Gender-Reveal-Party in unsere Hochzeit zu integrieren. Und ich muss zugeben, dass mir die tausenden Videos aus Übersee, die man über diesen Trend im Internet findet, auch etwas zu kitschig sind. Allerdings wollte meine Trauzeugin Anna gerne ein ganz besonderes Überraschungs-Highlight auf unserer Hochzeit zünden. Nicht, dass unsere Vermählung nicht Grund genug zur Freude gewesen wäre, aber wir hatten nach der standesamtlichen Trauung im kleinen Familienkreis (die große Party mit Freunden lassen wir eventuell noch später folgen) nur ein gemeinsames Mittagessen geplant. Da wollte meine beste Freundin noch etwas Spannung bei unseren Gästen erzeugen. Und langsam wurden ohnehin die Fragen nach dem Geschlecht bei Familienbesuchen laut.

Gender-Reveal? Noch nie gehört!

Eine Torte ist nur eine von vielen Möglichkeiten, mit der man bei einer Gender-Reveal arbeiten kann.

Aber was ist überhaupt so eine Gender-Reveal-Party? Das musste Anna mir auch erst mal erklären. Im Grunde genommen ist es eine Überraschungsparty für die werdenden Eltern, bei denen das Geschlecht aufgedeckt wird. Klingt erstmal komisch, diese Art von Partys erfreut sich aber in Nordamerika und vor allem auch in Asien derzeit einer großen Beliebtheit. Als werdende Mama hatte ich also während eines Besuchs bei meiner Frauenärztin gefragt, ob sie bitte das Geschlecht unseres Babys feststellen könnte. Sie sollte es mir aber nicht sagen, sondern nur aufschreiben. Diesen hatte ich dann an Anna weitergegeben – und sie hatte alles weitere in die Wege geleitet.

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt

Die Möglichkeiten, das Geschlecht dann zu „revealen“ sind nahezu unbegrenzt. Viele Initiatoren solcher Partys packen Luftballons in Kartons, die dann von den Eltern geöffnet werden, spielen mit Lichteffekten oder stecken beispielsweise blaues oder rosafarbenes Konfetti in undurchsichtige Luftballons, die dann auch wieder von den werdenden Mamas und Papas aufgestochen werden. Natürlich spielen die Farben Rosa und Blau eine tragende Rolle bei der ganzen Geschichte. Es geht auch total abgefahren, wie zum Beispiel rosafarbenem Staub im Auspuff eines Motorrads, der dann beim Gasgeben herausgepustet wird, mit blauem Staub präparierte Golf- oder Basketbälle, und, und, und. Freunde verbinden oft die Hobbys der Eltern mit der Party.

Ein Highlight auf der Hochzeit

Es hat nicht sollen sein. Das Geschlecht haben wir dennoch früh genug erfahren – und die Torte war trotzdem lecker.

Bei uns war es allerdings naheliegend, dass die Hochzeitstorte bei unserer Gender-Reveal-Party im Mittelpunkt stehen sollte. Meine Freundin hatte der Bäckerin zuvor die Farbe der Füllung vorgegeben, nachdem sie einen Blick in den Zettel meiner Frauenärztin geworfen hatte. An der Hochzeit selbst hatte sie gegen Ende ihrer Trauzeuginnenrede dann kurz erklärt, was gleich auf die Gäste zukommen wird. Jetzt waren natürlich alle, inklusive uns Heiratenden, wahnsinnig gespannt, was gleich passieren wird. Soll es eine Himbeer- oder Blaubeerfüllung geben? Es war schon ein tolles Gefühl, die Torte aufzuschneiden und zu wissen, dass wir gleich erfahren, ob wir Eltern von einem Mädchen oder einem Jungen werden. Ein leichtes Kribbeln war also auf jeden Fall dabei und natürlich große Freude, als sich farbige Füllung der Torte zeigte …

… ja, so wäre es geplant gewesen. Aber unser kleines Glück wollte sein Geschlecht bei dem besagten Termin einfach nicht preisgeben. So kann das Leben spielen. Die Natur haben wir nunmal einfach nicht im Griff und sie unterwirft sich auch keinem Trend – und das ist auch gut so. Darum beschlossen Andi und ich, dass wir den Tag unserer Trauung nun doch ohne Gender-Reveal-Party feiern würden. Vielleicht war es ein Zeichen, dass es nicht so kommen sollte. Aber heute wissen wir zumindest, welche Farbe das Innere der Torte gehabt hätte. Es wäre blau gewesen.

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