Hypnobirthing – was ist das nun wieder? Während der Schwangerschaft hangelt man sich beim Frauenarzt von Termin zu Termin, die alle vier Wochen anstehen. Zweierlei Hoffnungen waren meine ständigen Begleiter: Zum einen natürlich der Wunsch, dass die Ärztin möglichst schnell sagen würde, dass mit unserem kleinen Schatz alles in bester Ordnung ist und zum anderen, dass ich endlich wieder etwas Neues über das unglaubliche Wunder erfahren konnte, was da gerade in meinem Bauch heranwuchs. Es war einfach jedes Mal wieder spannend. Wie groß, wie schwer, welches Geschlecht, welche Augenfarbe und würde es uns bei diesem Mal auch wieder zuwinken? Und dann waren die Termine auch immer wie im Fluge wieder vorbei und vier weitere lange Wochen des Wartens standen bevor.
In dieser Zeit las ich viel – einiges im Internet und auch so manches Buch fand seinen Weg in unser Bücherregal. Alles diente dem Versuch, mich auf das Kommende vorzubereiten. Dabei stand vor allem die Geburtserfahrung im Vordergrund und weniger das Elternwerden an sich. Letzteres würde sich sicherlich von ganz allein ergeben, dachte ich mir, denn schließlich haben wir diesen Prozess schon viele Male in unserem direkten Umfeld mitbekommen. Doch wenn es direkt um die Geburt ging, habe ich selten so viel Widersprüchliches erfahren. Und in meiner Fantasie wirklich ausmalen konnte ich mir das, was da hinter den verschlossenen Türen des Kreissaals passieren würde, nur schwer. Zudem machte ich die Erfahrung, dass Mütter sich gegenüber Schwangeren extrem bedeckt halten, wenn es darum geht, davon zu erzählen, wie so eine Geburt dann wirklich im Detail abläuft – zumindest war das mein Eindruck! Ich musste mir also selber ein Bild machen, lauschte Geburtsberichten in verschiedenen Podcast- und YouTube-Kanälen und schaute mir auch die ein oder andere Geburt auf YouTube an. Bei meiner Recherche stieß ich irgendwann auf das Thema Hypnobirthing, welches die Möglichkeit einer schmerzfreien und natürlichen Geburt behandelt – also genau das, was man als Schwangere wohl erleben möchte.
Also wurde das Buch von Marie F. Mongan gekauft und studiert. Die beiliegende Meditations-CD habe ich fast jeden Abend vor dem Schlafengehen angehört. Das Konzept fokussiert sich insbesondere auf die Auflösung der Assoziation von Geburt mit Angst, Kontrollverlust und Schmerz und richtet die Aufmerksamkeit auf Vertrauen, Kontrolle und Entspannung. Mit Meditationsübungen und Affirmationen habe ich versucht mir beizubringen, in jeder Situation meinen Geist herunterzufahren, die Gedanken auszuschalten und in einen Zustand völliger Entspannung zu gleiten. Andi und ich haben allerdings keinen Kurs gemacht, obwohl das empfohlen wird. Doch die letzten Wochen vor der Geburt wurde viel meditiert, Affirmationen und positive Geburtsbilder manifestiert, sodass ich irgendwann die Geburt kaum noch erwarten konnte. Ich fühlte mich vorbereitet und hatte größtes Vertrauen in meinen Körper und unser Baby entwickelt, war aber gleichzeitig auch gespannt, was da mit mir passieren würde. Ich war der festen Überzeugung, dass die Geburt das Mächtigste und Wundervollste ist, was ein Mensch, insbesondere eine Frau, erleben kann. Und ich muss sagen, dass sich mein Gefühl zu 100 Prozent bestätigt hat.
Denn nach meiner eigenen Geburtserfahrung kann ich nun definitiv bestätigen: Mein Körper und mein Baby wussten genau, was sie da machen, nur mein Kopf wollte so gerne die Kontrolle behalten und hatte damit zu kämpfen, es zu begreifen, was da gerade vor sich geht. Rückblickend würde ich jeder Schwangeren die Vorbereitung mit Hypnobirthing empfehlen – ob in einem Kurs oder auf eigene Faust. Zwar kann ich nicht von einem Hypnosezustand oder einer Schmerzfreiheit berichten – und außerdem konnte ich mir nicht einreden, dass sich mein Geburtskanal wie eine Lotusblüte öffnet, während ich brüllend in der Badewanne in der Klinik lag – aber ich war voller Vertrauen und ohne Angst und würde diese Erfahrung, die Geburt von Henry, jederzeit genauso wieder erleben wollen.
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