Lange bevor wir Lotti bekommen haben, hatten wir schon ein kleines Baby zu uns nach Hause geholt. Timmy war 6 Wochen alt, als wir ihn zum ersten Mal kennenlernen durften und wir waren auf Anhieb in ihn verliebt. Nach mehrmaligen Besuchen war es dann endlich soweit und der kleine, 12 Wochen alte Welpe ist endlich zu uns gezogen. Fortan drehte sich vieles um dieses kleine Fellknäuel und er wurde Teil unserer Familie, mit viel Aufmerksamkeit, Verwöhnen und ganz viel Zeit. Erst als Timmy zehn Jahre alt war, sollte sich daran etwas ändern, denn dann kam Lotti.
Die Hundewelt steht Kopf
Nicht nur unsere Welt stand plötzlich Kopf, auch Timmy musste plötzlich einige Veränderungen hinnehmen. Und auch hier ist das Wichtigste die Vorbereitung, um alle Eventualitäten abzudecken. Als bei mir mitten in der Nacht die Wehen losgingen, merkte Timmy sofort, dass etwas nicht stimmte: Er wurde immer nervöser, wich mir nicht von der Seite und suchte ständig den Augenkontakt. Wir hatten zum Glück mit meinen Eltern vereinbart, dass wir Timmy zu ihnen bringen können, sobald wir ins Krankenhaus müssen. Ich verabschiedete mich von ihm und mein Mann brachte ihn hin. Das war für ihn auch eine gewohnte Umgebung, denn auch wenn ich arbeiten gegangen bin, war er meistens bei meinen Eltern.
Kritische Zeit kurz nach der Geburt
Wenn man weiß, dass sein kleiner Vierbeiner gut aufgehoben ist, muss man sich auch während der Geburt keine Sorgen um ihn machen. Eine Geburt kann auch mal 36 Stunden dauern und so läuft frau nicht Gefahr, dass der Mann zwischendurch nach Hause muss, um den Hund zu versorgen. Auch für die Zeit im Krankenhaus und die erste Kennenlernzeit zu dritt hat man so eine Sorge weniger. Deshalb unbedingt einen Plan schmieden, bei wem man seinen Fellfreund unterbringen kann, wenn es denn dann losgeht. Auch die Zeit danach ist nicht ohne. Mit Kaiserschnitt musste ich im Wochenbett das Bett hüten. Voll mit Hormonen brach es mir das Herz, dass ich Timmy nicht ausführen konnte. Ich war aber beruhigt, dass meine Mama und meine Schwester sich abwechselnd um ihn kümmern konnten, sodass mein Mann uns im Wochenbett nicht von der Seite wich.
Kennenlernen auch für den Hund
Als wir nach Hause kamen, wartete hier ein Hund voller Wiedersehensfreude – bis er bemerkte, dass wir etwas im Schlepptau hatten. Neugierig näherte er sich der Babyschale, um zu sehen, was dort drin liegt. Wir haben ihn an den Füßchen schnüffeln lassen und ihm ein paar Leckerlis gegeben, um eine positive Erinnerung zu schaffen. Das Wichtigste ab diesem Zeitpunkt war Konsequenz. Klare Regeln mussten von allen eingehalten werden, damit auch Timmy schnell lernte, was er darf und was nicht. Zu Beginn wurde er immer sehr nervös, wenn Lotti anfing zu weinen. Auch wollte er immer in den Stubenwagen reinschauen, wer denn da vor sich hin schmatzt. Wir haben ihn viel schauen und schnüffeln lassen und ihn nicht ausgegrenzt. So haben wir uns gut eingespielt – und wenn es ihm doch zu laut wurde, hat er einfach den Raum verlassen. Uns war Hygiene sehr wichtig und auch wenn Timmy es gewöhnt war, nach der Gassirunde die Pfötchen zu waschen, darf er nicht auf Lottis Sachen steigen oder sie im Gesicht abschlecken. Natürlich hat er es versucht, aber hier hat sich Konsequenz bezahlt gemacht.
Klare Regeln – auch für Lotti
Als Lotti anfing, die Welt auf allen Vieren zu erkunden, machte sie auch nicht vor Timmy halt. Timmys Spielsachen und Körbchen waren sehr interessant und hatten magische Anziehungskräfte. Bei Lotti hat es wirklich länger gedauert als bei Timmy, bis sie verstand, dass das nicht ihr gehört. Aber mir ging das Herz auf zu sehen, wie geduldig Timmy mit ihr war. Wenn ich dabei war, fühlte er sich sicher und wusste offenbar, dass ich auf die beiden aufpasse. So ist er nicht vor ihr weggerannt und hat sich geduldig durch das Fell strubbeln lassen. Ich habe sehr drauf geachtet, die beiden nicht allein zu lassen. Denn würde ich alles zulassen, was Lotti will, wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, dass sich Timmy auch mal hätte wehren müssen, was dann völlig verständlich wäre. Da darf man die Schuld dann weder beim Hund, noch beim Kind suchen. Die Erwachsenen sind hier dafür verantwortlich, dass das Zusammenleben funktioniert.
Aufwachsen mit Hund
Ich finde es schön, zu sehen, dass Lotti mit Timmy aufwachsen kann. Sie freuen sich aufeinander, lassen sich aber auch in Ruhe – Lotti rennt nicht ständig hinter ihm her. Timmy ist auch nicht mehr der Jüngste und er braucht seinen Schlaf. Sie bringt ihm Leckerlis und seine Spielsachen und nimmt ihn auch mal zärtlich in den Arm. Lotti hat recht früh verstanden, dass Tiere keine Spielsachen sind und hat Respekt vor ihnen. Ich hätte es mir nicht schöner vorstellen können, auch wenn es anstrengend ist, allen gerecht zu werden.
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