„Ihr zählt auf drei und drückt euer Baby unter Wasser. Dann lasst ihr es los, streckt eure Arme wie beim Strecksprung kurz hoch und zieht es dann sofort aus dem Wasser.“ Ungläubig nahm ich die Anweisungen des Unterwasserfotografen zur Kenntnis und blickte hilfesuchend in die Gesichter der anderen Eltern. Ein paar Augenblicke später jubeln alle, denn das erste Baby wurde soeben wieder aus dem Wasser gezogen und von lauten Lobeshymnen empfangen – der wahrscheinlich wichtigste Hinweis in diesem Fall. Hätte man das Baby getröstet und bedauert, würde es sich wohl nicht mehr so leicht unter Wasser tunken lassen, so wurde es zumindest von der Kursleiterin erklärt. Vor ein paar Wochen hätte ich mir das nicht zugetraut. Was hatte sich in der Zwischenzeit verändert und wie?
Als Henry drei Monate alt war, regte sich in mir wieder das Interesse, mich mit der Außenwelt zu befassen und die sichere Couch zu verlassen. Doch ich merkte schnell, dass es nicht nur mir so ging: Viele dieser Mama-Kind-Kurse waren schon ausgebucht. Gut, dass mich meine Freundin Sophia, die kurz nach mir ihr zweites Kind zur Welt gebracht hatte, schon einige Zeit zuvor animiert hatte, gemeinsam zum Babyschwimmen zu gehen. Damals war Henry erst ein paar wenige Wochen alt gewesen und der Kursbeginn lag damals noch in so weiter Ferne, dass ich ohne lange nachzudenken ebenfalls das Anmeldeformular ausgefüllt hatte – und naja, schließlich würde Sophia ja auch dabei sein! Es musste also super werden! Der Zeitpunkt der Anmeldung war perfekt gewählt gewesen, denn die Kurse waren wirklich schnell ausgebucht!
Zu Beginn des Kurses war Henry dann 16 Wochen alt, doch in mir machten sich einige Zweifel breit. Was, wenn er anfängt zu weinen, oder wenn die Haut auf das Chlor im Wasser allergisch reagiert, oder er während des Kurses sein Geschäft verrichten muss – ja, was zieht ein Baby zum Schwimmen überhaupt an…? Für all diese Zweifel und Fragen habe ich nun ein paar Lösungen: Zu Beginn kaufte ich eine Packung Einmal-Schwimmwindeln, ersetzte diese jedoch sehr schnell durch eine Stoff-Schwimmwindel. Für die gute Laune während der 30 Minuten im Wasser sorgte ein sattes Bäuchlein und eine ausgeglichene, nicht unter Zeitdruck stehende Mama. Soll heißen, bevor ich mich auf den Weg machte, gab’s nochmal die Brust – und um hektisches Aus- und Umziehen zu vermeiden, war ich immer schon ein Weilchen eher im Umkleideraum. Auf das Chlorwasser reagierte Henrys Haut glücklicherweise nicht. Von der Schwimmlehrerin erhielten wir den Rat, einfach nach dem Schwimmen zu duschen, auf Seifen oder Gels könne verzichtet werden. Ansonsten darf geölt und/oder gecremt werden, oder auch nichts von beidem – so wie man es eben immer macht, nach dem Baden. Nach dem Schwimmen und Umziehen darf ein Mützchen auf dem Kopf nicht fehlen, um Erkältungen, Ohrenschmerzen oder weitere ungewünschte Zustände zu vermeiden. Sollte der kleine Schatz schon eine Haarpracht haben, dann darf auch geföhnt werden. Ich selber habe bei meiner eigenen Routine auf Haarewaschen und ausgiebige Pflege verzichtet (das kann man ja auch zu Hause erledigen – die anderen Eltern wollen ja auch noch unter die Dusche) und mein Outfit so gewählt, dass ich ruckzuck (warm) angezogen war.
Natürlich kam ich auch mal gestresst und gehetzt zum Unterricht. Wer kennt das nicht? Und auch Henry hat sich das ein oder andere mal während der Unterrichtsstunde lauthals beschwert, war müde oder hungrig – so ist das eben mit Baby. Aber nach einer ausgiebigen und ruhigen Session an der Brust – Baby schön warm eingemummelt im Handtuch, Mama noch im nassen Badeanzug – wurden wir uns schnell wieder bewusst, dass wir uns an alles erst gewöhnen müssen und immer besser und sicherer werden. Auf jeden Fall hat mir die Teilnahme am Babyschwimmen geholfen, meine Komfortzone zu verlassen und zu erkennen, dass es auf dieser Seite wirklich schön ist.
Das wollte ich natürlich auch Andi nicht vorenthalten. Während seiner Elternzeit ist er also auch mit zum Babyschwimmen und hat seinen Sohn, wenn auch nicht gerne, untergetaucht. Und ja, darum ging’s ja zu Anfang meines Berichtes: Was hatte sich denn jetzt verändert? Wahrscheinlich hatte es mir geholfen zu sehen, dass es auf der anderen Seite der Komfortzone auch gleichgesinnte Eltern gibt, die die gleichen Ängste, Sorgen und Nöte mit einem teilen und einen bei der Mutprobe, Eltern zu sein, begleiten.
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