Ich will nicht lange drumherumreden: Wir mögen Bücher. Alle.
Mein Mann und ich haben beide Literaturwissenschaften studiert und unsere Wohnung ist geprägt von Büchern. Überall liegen sie herum, die Wände benötigen faktisch keine Bilder, weil: da stehen Bücher. Wir sind beide Fan der anfassbaren – manch einer sagt vermutlich: antiquierten – Form eines ganz normalen Buches. Wir sind keine E-Book-Leser, sondern stöbern furchtbar gerne in Buchläden. Wann immer sich die Zeit bietet, lesen wir. So war es schon immer. Literatur selbst ist darüber hinaus auch Tischgespräch bei uns. Wir unterhalten uns darüber, was wir lesen, lesen wollen und vor allem, was in den Büchern steht und wie wir sie finden. Wenn wir was nicht wissen, bemühen wir tatsächlich Bücher (natürlich auch das Internet, ich will nicht lügen), um herauszufinden, wie die Antwort ist. Ist ein Buch zum Thema vorhanden, schauen wir hinein. So kennen das unsere Kinder. Nun weiß ich schon, dass nicht jeder die gleiche Affinität zu Büchern hegt wie wir, Bücher aber dennoch sehr gerne mag. An dieser Stelle möchte ich mal unsere „Lesergeschichte“ vorstellen und erzählen, wie unsere Kinder so zum Lesen stehen.
Als die Große, Klara, geboren wurde, wollte ich ihr den Spaß an der Sprache und am Buch, die Selbstverständlichkeit im Umgang damit (und das Versinken können in eine Geschichte) vermitteln.
Sobald das Kind sitzen konnte, habe ich angefangen jeden Abend mit ihr ein Kinderbuch zu lesen. Ich fand das nicht zu früh. Das war unser Abendritual und ist es oft noch.
Jetzt lese ich eher mit Ella, der Jüngeren, aber Klara hört trotzdem noch gern zu und setzt sich dazu, wenn sie das Buch spannend findet. Das ist gemütlich, die Kinder können zu Ruhe kommen … und oft entwickeln sich noch Gespräche, während wir da so miteinander kuscheln.
Zuerst hatten wir Pappbilderbücher mit kurzen Geschichten, die wurden natürlich mit der Zeit immer länger. Ich finde es sehr schön, Geschichten vorzulesen. Zwar hatten wir auch Kinderbücher, in denen nur Abbildungen waren, zu denen die Begriffe dazu geschrieben waren – doch die fand ich immer recht langweilig zum Vorlesen. Gegenstände in Büchern benennen kann ich immerhin auch, wenn es nicht daneben steht. Schließlich kann das Kind ja nicht lesen. Ich bin da auch ein bisschen Rampensau und liebe es, den Text mit verschiedenen Stimmen vorzulesen (an dieser Stelle: wer größere Kinder hat, so ab sechs, und die Herausforderung des Vorlesens ebenso liebt, dem sei „Die fabelhafte Miss Braitwhistle“ ans Herz gelegt. Hier findet der geneigte Vorleser Dialekte und Akzente zur Vorführung seines Könnens). „Die Heule-Eule“ war bei uns schon ganz früh der Renner und auch „Mein rotes Bobby-Car“ (leider nur noch im Antiquariat erhältlich) mit den tollen Bildern von Doris Rübel stand sehr hoch im Kurs. Unvergessen ohnehin das Kinderbuch „Henriette Bimmelbahn“ mit einem Sprachrhythmus und einer so tollen Sprachmelodie, dass es eine Wonne ist vorzulesen und zuzuhören. Meine Kinder lieben es auch zu reimen. Immer wieder, irgendwo und irgendwann wird gereimt oder in Quatsch-Sprache gesprochen. Das macht allen Spaß und fördert ganz nebenbei auch noch das Sprachgefühl. Es endet zwar meistens bei Kacki- und Pupsreimen, aber hey – was soll’s?!
Ebenso schön anzusehen und super mit kleinen Kindern zu lesen sind die „Luzie und Lottchen“-Bücher. Die sind aus Pappe und haben schöne Geschichten und tolle Illustrationen.
Ich persönlich liebe sowieso Kinderbücher. Da gibt es so schöne! Und vor allem so unterschiedliche. Welche mit für mich eher langweiligen Geschichten, aber wunderbaren Bildern (Wer kennt „Erdbeerinchen Erdbeerfee“? – So schön illustriert…) und welche mit wunderbaren Geschichten, aber eher wenig Bildern – und dann noch die, die beides haben. Ach ja, und Conni natürlich. Da scheiden sich ja die Geister. Meine Kinder haben Conni geliebt. Und ich fand sie auch ok. Man kann mit Conni gemeinsam die Welt entdecken. So geht Conni ja mal verloren. Da haben die Kinder ganz gespannt zugehört (auch beim 300. Mal vorlesen) und immer wieder Fragen gestellt. Wir konnten also mit Conni viel lernen und uns über das Verhalten in bestimmten Situationen unterhalten. Ich finde es super, wenn ein Kinderbuch die Chance und den Freiraum bieter, mit Kindern ins Gespräch zu kommen. Bei den ganz Kleinen dann eher zum Spracherwerb. Bei den etwas Größeren kommt man dann schon zum Philosophieren.
Seit ich Kinder habe, stöbere ich fast lieber in der Kinderbuchabteilung als bei den Büchern für meine Altersklasse. Und leider finde ich immer ein bis zehn Bücher. Als die Kinder so zwei waren, wurden die Geschichten in den Kinderbüchern immer länger und die Themen auch immer spezifischer. Leo Lausemaus und Rabe Socke mochten beide Kinder immer gerne, auch wenn ich mit den beiden nicht so richtig warm wurde. Gelesen haben wir sie trotzdem immer und immer wieder. Und wehe, ich las was falsch… Keine Chance, ich wurde sofort korrigiert.
Mit zunehmenden Alter dürften die Themen auch etwas komplexer werden, z.B. „Ich geh doch nicht mit jedem mit“ ein Buch darüber, dass man sich an Verabredungen halten sollte und genau überlegt, wen man denn wirklich kennt und wen nicht. Mit wunderbaren Bildern von Dagmar Geisler. Oder auch das Kinderbuch „Blöde Ziege – Dumme Gans“, in dem es um die unterschiedliche Sichtweise ein und desselben Streits geht.
Wir haben uns so schon durch eine Vielzahl von Kinderbüchern gelesen. Bei besonderen Gelegenheiten oder bei einem Stadtausflug dürften sich die Kinder immer Pixi-Bücher aussuchen (da sind wahre Schätze dabei: unübertroffen: „Ritter Bodobert ruft das Abenteuer“ – aktuell leider nur noch im Antiquariat erhältlich ). Davon haben wir etliche. Meine Kinder haben die geliebt. Die wurden am Wochenende morgens im elterlichen Bett gelesen (ALLE!), während wir noch versuchten zu schlafen. Und gerade die Kleine ist keinen Tag ohne mindestens ein Pixi-Buch in die Krippe gegangen. Ella hat natürlich auch zugehört, wenn ich Bücher für Klara gelesen habe, die drei Jahre älter ist und Klara musste lernen, dass ich, jetzt wo sie selbst lesen kann, eher Bücher lese, die die Kleine sich wünscht. Aber immer noch lesen wir. Mittlerweile sind es ganze Buchreihen, die wir da lesen („Petronella Apfelmus“ oder „Emmi und Einschwein“ sind gern gehört) aber auch die oben schon genannte Miss Braitwhistle oder Sachbücher, mit Themen, die die Mädchen interessieren. Aber auch Themen, die ich gerne vermitteln möchte sind dabei. Wir lesen Bücher aus der Was ist Was?-Reihe, auch Artikel aus einem Tierlexika für Kinder oder Bücher wie „Planet Willi“, in dem es darum geht, Kindern das Down-Syndrom zu erklären. Unsere Palette ist sehr bunt. Es kommen immer wieder Bücher hinzu und die Mädels finden auch für sich immer wieder Spannendes. Selbstverständlich dürfen auch die Klassiker wie „Jim Knopf“, „Die kleine Hexe“ oder die Kinderbücher von Astrid Lindgren bei uns nicht fehlen.
Viele Bücher entdecken wir übrigens in der Stadtbibliothek. In unserer gibt es eine sehr gute Kinder- und Jugendbuchabteilung. Ich versuche mindestens alle drei Wochen mit den Mädchen gemeinsam dorthin zu gehen, so dass sie sich aussuchen können, was sie möchten. Die Große ist da mittlerweile sehr zielstrebig, bei ihr sind „Die drei !!!“ aktuell unschlagbar. Die liest sie weg wie nichts. Ella schaut sich momentan die Kindersachbücher sehr genau an und sucht dann dort heraus, was sie interessiert.
Und falls nun jemanden interessiert, ob sich das ganze Gelese denn auf Spracherwerb oder schulische Leistungen im Fach Deutsch ausgewirkt hat, so weiß ich natürlich nicht, ob es nun am Lesen liegt oder daran, dass es den Kindern in den Genen liegt: Beide haben sehr früh sehr viel gesprochen und hatten immer einen großen Wortschatz. Klara ist super in Deutsch, Ella ist gerade erst eingeschult, kann aber schon nahezu alles lesen (wir haben das nicht gefördert, hat sie selbst gemacht).
Beide Kinder haben wahnsinnigen Spaß am Lesen. Sie lieben es, vorgelesen zu bekommen und selbst zu lesen. Im Buchladen stöbern ist für sie das Größte und was soll ich sagen: die neunjährige Tochter hat sich zum letzten Geburtstag vorwiegend Gutscheine unserer Lieblingsbuchhandlung gewünscht. Ganz freiwillig. Und weil wir alle dieses Hobby haben und es uns Eltern bislang gelungen ist, die Kinder ebenso für Bücher zu begeistern, freuen wir uns darüber fürchterlich.
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