Montags 6:30 Uhr, mein Wecker klingelt und ich schleppe mich schlaftrunken unter die Dusche, um wach zu werden. Erfrischt freue ich mich auf ein Frühstück und die 7-Uhr-Nachrichten. Nach diesem Morgen-Ritual bin ich bereit, in den Tag zu starten und meine Tochter zu wecken. Bringt mir aber irgendwas meine 45-Minuten-für-mich-allein-Zeit durcheinander, bekomme ich irgendwie schlechte Laune und kann nichts dagegen tun.
Jeder hat solche Rituale
Jeder hat viele kleine oder große Rituale, die uns im Leben begleiten. Manche jeden Tag, manche nicht so oft oder sogar ganz selten. Aber sie sind da. Durch sie bekommen wir ein bisschen Planbarkeit und Erleichterung, aber auch Geborgenheit und Zufriedenheit. Manche vermitteln uns ein Zusammengehörigkeitsgefühl und Verbundenheit, ob in der Familie oder mit Freunden. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was wir ohne sie wären.
Sicherheit durch Gewohnheiten
Auch die ganz Kleinen verstehen das und haben vor allem das Bedürfnis nach Geborgenheit und Sicherheit. Wir hatten recht schnell mit einem abendlichen Ritual begonnen, das sich dann über die Monate den Bedürfnissen von Lotti angepasst hat. So hatten wir meistens keine Schwierigkeiten, dass Lotti einschlafen konnte. Zu Anfang sind wir immer zur gleichen Uhrzeit mit ihr zum Wickeln und Umziehen gegangen. Sie wurde gestillt und dann in den Schlaf begleitet. Als sie noch zu aufgeregt vom Tag war, haben wir begonnen, Gutenachtlieder zu singen. Als die ersten Zähnchen kamen, wurde das Zähneputzen eingeführt. Mittlerweile lesen wir abends noch ein Buch zusammen oder puzzeln, kuscheln und erzählen uns, wie der Tag war. Und es ist immer einer bei ihr, bis sie eingeschlafen ist. Geraten wir abends in Hektik – zum Beispiel, weil wir zu spät nach Hause gekommen sind – lässt uns das Lotti mit ihrer Unzufriedenheit sehr schnell spüren. Daher ist das Wichtigste für sie, dass wir uns die Zeit nehmen für das abendliche Ritual, durch das sie sich sicher fühlt und leichter in den Schlaf finden kann.
Zeit für Geborgenheit
Morgens wenn ich Lotti langsam mit vielen Küsschen und Streicheleinheiten geweckt habe, für die ich extra eine Viertelstunde morgens einplane, um nicht in Hektik zu geraten, machen wir normalerweise zusammen ihr Frühstück. Ich setz mich noch ein wenig zu ihr und wir besprechen den Tag. Wenn ich sie dann anziehe und in den Kindergarten bringe, achte ich darauf, genügend Zeit zu haben, damit alles ohne Stress abläuft uns wir uns nicht unter Zeitdruck verabschieden müssen. Gelingt mir das mal nicht, ärgert mich das und ich sitze mit schwerem Herzen im Auto auf dem Weg zur Arbeit. Abgeholt wird sie dann meistens von Papa, und auch er versucht, keine Hektik aufkommen zu lassen. Und so hat auch Lotti mit jedem von uns ihre eigene Zeit. Sie soll sich geborgen und verstanden fühlen und wissen, dass wir uns immer für sie Zeit nehmen, auch wenn wir beide arbeiten.
Verbundenheit in der Familie
Meine persönlich schönsten Kindheitserinnerungen haben immer was mit den Feiertagen und der Familie zu tun. Wie z. B. jedes Jahr Heiligabend ablief oder was wir an Ostern zusammen gemacht haben. Deswegen versuche ich mir viel Mühe zu geben bei den Vorbereitungen von Feiertagen, ganz besonders in der Vorweihnachtszeit. Oder bei der Vorbereitung und Feier ihres Geburtstages. Am Wochenende versuchen wir immer etwas zu unternehmen und ihr so dieses Gefühl der Verbundenheit weiterzugeben, was ich selbst so sehr an meiner Familie schätze.
Auch im Kindergarten war es mir wichtig zu sehen, dass sie einen festen Tagesablauf hat. Durch den gemeinsamen Morgenkreis haben die Kinder in der Gruppe Verbundenheit und durch die festen Essens- und Spielzeiten und dem daraus sich ergebenen Tagesablauf können die Kinder gut abschätzen, wann sie wieder abgeholt werden. Wenn jeder für sich überlegt, was Rituale für ihn sind, wird er auch viele finden. Viele kleine Rituale erleichtern nicht nur mir selbst, sondern jedem einzelnen und der ganzen Familie den Alltag und sind kleine Alltagshelfer. Von Klein auf können gleiche Abläufe Stress vermeiden, Halt und Vertrauen vermitteln und so viel zu einer geborgenen Kindheit beitragen.
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