Besonders in Neubauten ist die Luft in Innenräumen stärker mit Schadstoffen belastet als draußen. Das kann an den Ausdünstungen von Baumaterialien und Lacken liegen. Weil fugendichte Fenster heutzutage Standard sind, herrscht in geschlossenen Räumen im wahrsten Sinne des Wortes dicke Luft. Kein besonders gesundes Raumklima also. Das einfachste und wirksamste Mittel dagegen ist immer noch Lüften, besser gesagt: Stoßlüften. Mindestens dreimal am Tag sollte dies geschehen. Dabei geht es unabhängig von eventuellen Schadstoffen darum, die verbrauchte feuchte Luft durch frische auszutauschen.
Wie wohlig ist die Temperatur?
Mit dem idealen Raumklima ist das so eine Sache, denn zum einen ist ideal individuell, weil die Wohlfühltemperatur unterschiedlich ist. Die sogenannte Zimmertemperatur ist heute eine andere als vor Jahrzehnten – Weinliebhaber können ein Lied davon singen, weil ein guter Rotwein bei sagen wir 22 Grad schon fast ungenießbar ist. Viele Menschen tendieren dazu, die Wohnräume zu überheizen. Und gerade wenn kleine Kinder im Haus sind, will man es immer „schön warm“ haben. Mehr als 22 Grad sollten es aber wirklich nicht sein, eher weniger – erst recht in der Nacht, in der die optimale Raumtemperatur 16 bis maximal 20 Grad betragen sollte.
Lüften, lüften, lüften
Weiteres Problem auf der Suche nach dem idealen Raumklima: Je kälter die Luft ist, desto weniger Wasser kann sie aufnehmen. Umso wichtiger ist also das Lüften. Allerdings: Im Herbst, wenn die Luft draußen kalt und feucht ist, sollte dies nicht übertrieben werden, zumal dann auch die Wände auskühlen. Faustregel: In der kalten Jahreszeit 5 Minuten Stoßlüften, im Sommer bis zu einer halben Stunde. Auch das regelmäßige Auslüften von Betten und Decken ist wichtig, weil der menschliche Körper in der Nacht bis zu einem Liter Wasser verdunstet.
Nicht zu trocken, nicht zu feucht
Luftfeuchtigkeit ist ohne Hygrometer nicht sichtbar und auch wenig fühlbar. Aber sie ist ein wichtiger Aspekt beim Raumklima und für die Gesundheit: 40 bis 60 Prozent sollte sie betragen – darunter ist die Luft zu trocken, was zur Reizung von Schleimhäuten führen kann. Darüber ist sie zu feucht, was wiederum die Bildung von Schimmelpilzen fördert. Diese sind häufig mit bloßen Augen nicht zu erkennen. Der Köper aber kann auf die unsichtbare Gefahr mit Nasennebenhöhlenentzündungen, Infekten, Hautproblemen, Asthma, Gelenkschmerzen oder Schädigungen des Immunsystems reagieren. Zu hohe Luftfeuchtigkeit begünstigt zudem noch etwas anderes: das Gedeihen von Hausstaubmilben, die sich besonders wohl fühlen, wenn es warm und feucht ist. Hitze und Kälte vertragen sie weniger. Und wenn die relative Luftfeuchtigkeit längere Zeit unter 30 Prozent liegt – dies immerhin ist ein Vorteil von zu trockener Luft – werden sie abgetötet.
Schränke nicht an Außenwände
Auch bei der Möblierung kann man in Sachen Raumklima einiges falsch und richtig machen. Schränke und große Regale sollten am besten nicht an Außenwände gestellt werden, weil diese kälter und ohne genügend Luftzirkulation schimmelanfälliger sind. Ist das Möbelstück direkt an die Wand gerückt, kann Schimmel an den feucht-kühlen Stellen bestens gedeihen und auch die Rückseite des Schrankes befallen. Wenn es sich doch nicht vermeiden lässt, sollte man mindestens fünf, besser zehn Zentimeter Abstand zwischen Schrank und Außenwand lassen, damit sich keine Feuchtigkeit ansammeln kann. Vorsicht auch mit Vorhängen sowie Gardinen und, was viele nicht bedenken: großen Bildern. Soll die Wand nicht nackt bleiben, müssten zumindest Abstandshalter, zum Beispiel aus Kork, eingesetzt werden. Bauexperten empfehlen zudem, in ungedämmten Häusern auf Bettkästen zu verzichten, zumindest im Erdgeschoss, wo die feuchte Kälte von unten kriechen kann.
Sauber, aber nicht steril
Milben beziehungsweise die in deren Kot enthaltenen Stoffe sind Auslöser der Hausstauballergie. Generell haben Allergien in all ihrer Vielschichtigkeit in den vergangenen Jahrzehnten in den Industrieländern enorm zugenommen. Eindeutige Erklärungen dafür gibt es nicht. Es handelt sich wohl um eine Kombination aus Ernährungsgewohnheiten, Umweltbelastungen und eben auch Schadstoffen in Innenräumen, für die auch Reinigungs- und Pflegemittel verantwortlich sein können. Eine weitere Erklärung für die steigende Zahl von Allergien unter Kindern ist die sogenannte Schmuddelhypothese. Weil sie in einer unnatürlichen und zu sterilen Welt aufwachsen, steige deren Empfindlichkeit gegenüber jenen, die naturnaher wie beispielsweise auf einem Bauernhof aufwachsen. Mediziner leiten daraus die einfache Erkenntnis ab, dass Hygiene zwar wichtig ist, Kinder aber nicht in einer übertrieben keimfreien Umgebung leben sollten. Denn ein mehr gefordertes Immunsystem führe weniger zu allergischen Fehlreaktionen.
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