Jeder hat mindestens eine Jogginghose. Aber der Name ist offensichtlich längst nicht mehr Programm. Und besonders nicht bei Kindern, wie mir scheint. Wenn ich mich so umschaue und den modischen Faktor mal außer Acht lasse, müsste das entspannte Beinkleid treffender umbenannt werden in Kuschelhose, Labberpants oder Schluffibuxe. Die Bequemlichkeit hat dem Bewegungsdrang irgendwann den Wind aus den Segeln genommen. Und um Ausreden sind wir nicht verlegen. Aber warum?
Kein neues Problem – aber trotzdem aktuell
Klar, derzeit läuft nicht viel mit Sport im Verein oder Rumtollen mit Freunden, aber die Tendenz zum Indoor-Chillen statt Outdoor-Aktivitäten gibt es schon viel, viel länger. Mediziner und Sportlehrer beklagen, warnen und mahnen seit Jahren. Kinder, die mit sieben Jahren keinen Purzelbaum hinbekommen, sind längst keine Ausnahmen mehr. Und dass Kinder überhaupt einen Rahmen brauchen wie Sportunterricht in der Schule oder Training im Verein, um sich nachhaltig zu bewegen, legt nahe, dass der natürliche Bewegungsdrang zunehmend schwächelt. „Draußen ist es langweilig“, ist die Standardaussage in meinem Umfeld, wahlweise gefolgt von den Ausreden „ist zu kalt“, „ist zu warm“ oder „es könnte regnen“. Mein Blick auf den Spielplatz nebenan zeigt aber auch das genaue Gegenteil. Muntere Minis in bunten Klamotten bevölkern lautstark die Spielgeräte, klettern auf Gerüsten und stapfen gummibestiefelt durchs nasse Grün und das bei jedem Wind und Wetter. Aber nach diesem Alter ist plötzlich Stille im Abenteuerland.
Der Fehler liegt nicht bei den Kids
Die Aussage, dass es „früher“ einfacher war, Kind zu sein, mag stimmen, aber sie alleine hilft nicht weiter. Ich vermute, der Fehler liegt in uns Erwachsenen. Alles, was wir tun, hat einen Zweck. Selbst Spaß haben wird immer sofort in einen Rahmen gepresst und zum Ziel erklärt: Geselligkeit mit Freuden ein Event besuchen oder ein neues Ding bekommen. Zwecklos Spaß zu haben, ist uns fremd geworden. Und unsere Kinder übernehmen das.
Einfach drauflos – keine Ausreden
Wo also besser anfangen mit dem puren Spaß an der Bewegung als bei sich selbst? Mein Plan steht fest (und als Erwachsener darf ich planen): Morgen schnappe ich mir mein Rad und fahre einfach mal los, unbekannte Pisten und matschige Wege inklusive. Einfach drauflos und überraschen lassen, wie ich wann wo rauskomme. Und wenn ich dann wieder zurück bin, glücklich und zufrieden mit meinem ziellosen Ausritt, motiviert das vielleicht auch die jüngeren im Haushalt zu eigenen Ausflügen. Nur das Wetter muss halt mitspielen.
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