Schwangerschaftsdemenz – Wahn oder Wirklichkeit?
„WIRKLICHKEIT!“, ruft mein Hirn ernergisch. Genau darauf verlassen kann ich mich aber nicht, meine grauen Zellen sind ja seit der ersten Schwangerschaft schon ein bisschen mitgenommen. Die zweite Schwangerschaft hat es nicht gerade verbessert. Und von den darauf folgenden Stillzeiten möchte ich gar nicht erst anfangen.
Die Demenz äußert sich vor allem in Vergesslichkeit, Verwirrung und Wortfindungsstörungen. Dieselben Symptome, die meine 85-jährigen Patienten auch an den Tag legen.
Für mich absolut verständlich und real – und sicher auch für jede andere Schwangere oder Mutter. Während man vieles einfach mit der Zeit vergisst (HA!!), erinnert sich fast jede an ihren Zustand während der Schwangerschaft. (Und falls nicht, fragt eure Männer!)
Wir machen uns darüber lustig, aber viele, unter anderem auch mich, bringt unser verändertes Verhalten immer wieder an den Rande des Wahnsinns. Während der ersten Schwangerschaft hat das Handicap ja nur mich und vielleicht noch meinen Mann betroffen. Jetzt vergesse ich aber auch die Windeln meines Großen … und habe dann den Salat, wenn ich beobachte, wie sich dessen Klamotten beim Wocheneinkauf braun färben (und demzufolge dann der Hintern meines Sohnes rot).
Laut Experten ist all das aber vollkommen normal und lässt sich logisch erklären: Eine Ursache für Schwangerschaftsdemenz kann eine Überflutung von Gefühlen wie Freude oder Angst sein.
Dadurch wird das Gehirn gehindert, in gewohnt logischer Weise zu denken – und blendet als unwichtig eingestufte Dinge aus. Eine weitere Ursache für die „Löcher im Gehirn“ ist die andauernde Schlafunterbrechung, unter der die meisten Schwangeren und stillenden Mütter leiden – mit der Folge, dass Gedächtnisleistung und Konzentrationsfähigkeit rapide abnehmen.
Zudem werden die wichtigen Tiefschlafphasen verkürzt oder fehlen ganz – und in denen werden normalerweise die Gedächtnisinhalte verfestigt.
In den letzten Wochen der Schwangerschaft spitzt sich das alles noch einmal zu: Dann finden Frauen mit ihrem großen Bauch keine angenehme Schlafposition mehr … und/oder sie müssen nachts mehrere Male zur Toilette, weil das Baby auf die Blase drückt.
Manche Forscher wollen sogar herausgefunden haben, dass bei Frauen im letzten Schwangerschaftsdrittel die Gehirnmasse geringfügig schrumpft und nach der Geburt wieder zunimmt. Das mit der Gehirnmasse kann ich mir ja sehr schwer vorstellen 😉
Bei der Stilldemenz werden hormonelle Prozesse als Auslöser vermutet: Die vermehrte Ausschüttung der Milchbildungshormone Prolaktin und Oxytocin nach der Geburt fördert die Bindung an das Baby und führt gleichzeitig zu einer Fokussierung auf das Kind. Besonders in der ersten Kennenlernphase leben Mutter und Neugeborenes in einer Art Mikrokosmos, in dem andere Lebensbereiche ausgeblendet und bestimmte Dinge einfach vergessen werden.
Die Ausschüttung des Hormons Kortisol kann aber auch unkonzentriert, vergesslich oder ängstlich machen. Die Verwirrtheit wird zusätzlich extrem gefördert, weil die Mutter ihr Leben komplett auf die Bedürfnisse des Babys ausrichten muss. In den ersten Monaten gibt es keinen geregelten Tagesablauf – und der Mutter fehlt vor allem eins: regelmäßiger Schlaf.
Wird der mütterliche Schlaf über eine längere Zeit unterbrochen, was im ersten Lebensjahr des Kindes nahezu täglich der Fall ist, führt dies zu Konzentrationsstörungen und einer Beeinträchtigung der Gedächtnisleistung.
Letztendlich bleibt nur zu sagen, dass sowohl die Schwangerschafts- als auch die Stilldemenz nichts mit einer echten Demenz zu tun haben und nur vorübergehend sein sollen. Andere hingegen behaupten, dass das niemals enden wird. Aber wenn wir uns selbst helfen können mit Schlaf und Entspannung, bin ich ja beruhigt. Vor allem, weil das ja so leicht zu bewerkstelligen ist 😉
Ach und fast hätte ich VERGESSEN, euch auszurichten, dass meine Oma mal meinte, dass Nüsse gut für die Konzentration sein sollen. Sie haben einen hohen Anteil an Spurenelementen, Mineralstoffen und B-Vitaminen, dazu Aminosäuren, ungesättigten Fettsäuren und Vitamin E sowie wertvolles pflanzliches Eiweiß. Zusätzlich Eisen, Zink, Schwefel und Magnesium. Letzteres braucht der Körper, um Energie aus den Zellen freizusetzen und um Stresshormone wie Adrenalin zu „neutralisieren“. Aminosäuren wie Tryptophan und Isoleucin verbessern das Denkvermögen und wirken sich positiv auf die Psyche und Stimmung aus. Besonders Walnüsse sind hier zu empfehlen. Das ist auch leicht zu merken: Walnüsse sehen schließlich wie kleine Gehirne aus. Also dann: Guten Appetit!
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