Zu deutsch: Baby-gesteuertes Abstillen. Darunter versteht man, dass man dem Kind, anstatt ihm Brei zu füttern, das anbietet, was es selbst in die Hand nehmen und zum Mund führen kann. Es füttert sich, sofern es dazu Lust hat, selbst. Man lässt dem Kind also im wahrsten Sinne des Wortes „freie Hand“.
Bei unserem Großen habe ich, vorbildlich wie ich sein wollte, selbst Brei gekocht. Pfui, das war ekelig. Für Mama, für Papa. Und am meisten für Mika.
Karotten, Kartoffeln … alles fand den Weg unter meinen Pürierstab – und nach wenigen Versuchen und undankbaren Blicken gab ich es auf. „Mir doch egal, dann stille ich eben, bis du 16 bist“, dachte ich mir.
Und ab da gab es nur noch das, was ich im Haus hatte oder „was auf den Tisch kam“.
Bis dahin hatte ich mich noch nicht viel mit dem Thema Beikost auseinander gesetzt und wusste nicht, dass das, was ich da begann, eine ganze Bewegung war. Unheimlich viele Eltern starten diese Art der Beikost – und was soll ich sagen: Mein Bauch und der von Mika fanden das gut.
Und dann ging es los. Er griff nach Brot und stopfte es sich in den Mund. Gleich darauf entdeckte der kleine Mann Brokkoli für sich und Kartoffeln blieben auch nicht lange verschont. Zum Leid von Daniel hörte ich auf, unser Abendessen zu würzen. Mehr als eine Prise Salz kam mir nicht mehr in den Topf und wir aßen alle dasselbe. Mika durfte in den Teller klatschen und alles versauen, was er gerne wollte.
„Ihr Hippies“, denken nun bestimmt viele – und auch meine Mutter fand es nicht so schön, dass Mika seinen Reis überall verteilte. „Den muss man doch füttern“ und „Der bekommt doch nichts in den Magen“ bekommt man regelmäßig zu hören.
Richtig, das stimmt, viel landet anfangs noch nicht im Magen und deshalb fallen viele unsere Stillmahlzeiten kaum kleiner aus als sonst. Das ist aber auch nicht Sinn der Sache. Das Kind soll die Nahrung berühren. Es soll fühlen und kennenlernen, was es zu sich nimmt. Die Konsistenz, der Geruch und das Aussehen der Nahrung erfahren und erspüren.
Ein weiterer Vorteil ist, dass die ganze Familie gemeinsam am Tisch sitzt und dasselbe isst. Oder verschmiert.
Solange das Baby noch genügend Milch trinkt, ob an der Brust oder aus der Flasche, ist es völlig unnötig, seinem Kind zusätzlich Nahrung zuzuführen. Meist interessieren sich Babys zwischen 4 und 10 Monaten selbst irgendwann für Essen – und davor ist es auch nicht wichtig, dass es etwas Festes zu sich nimmt. Keine Angst vor Unterernährung oder einer Sauerei. Keine Angst vor Verschlucken. Auch wenn diese Angst begründet ist. Zur Beruhigung: Ein Kind ist erst in der Lage, nach Dingen zu greifen und sie in den Mund zu stecken, wenn es Nahrung kauen kann. Kleine Gegenstände kann es noch gar nicht aufnehmen, das klappt erst viel später. Wenn ihr also dabei seid, um zu checken, ob sich Stücke lösen oder das Kind sich doch verschluckt, ist das völlig ausreichend. Also noch ein Grund für BLW. Stecke ich meinem Baby also einen Löffel Brei in den Mund, ist die Gefahr, dass es sich verschluckt, sehr viel größer.
Schafft es das Kleine noch nicht richtig, den Weg zum Mund zu finden, oder fällt das Essen wieder heraus, soll man auch nicht „helfen“. Das ist lediglich ein Zeichen, dass es noch nicht bereit dafür ist und sich die Motorik noch weiter entwickeln muss.
Nur Mut – und euer Baby und ihr werdet den größten Spaß haben!
Wenn euer Interesse jetzt geweckt ist, legt euch ein Buch zu, lest im Internet nach oder erkundigt euch bei Eltern, die BLW schon angewandt haben. Es gibt so viel zu lernen und auszuprobieren. Einfach drauf los!
Posted on Categories Zusammen leben