„Acht Wochen dauert es in etwa, bis sich Erstklässler in der Schule eingewöhnt haben und wir ein erstes Fazit ziehen können“, sagte die erfahrene Klassenlehrerin meiner Tochter letztes Jahr. Und sie sollte recht behalten: Ungefähr bis zu unseren Berliner Herbstferien hat Bienchen gebraucht, um in der Schule zurechtzukommen, den Rhythmus der Hausaufgaben zu verstehen – und auch, wie sie ihre Klassenkameraden einzuschätzen hatte. Hier also für dich meine Tipps und mein Fazit zu acht Wochen Schule in der ersten Klasse, so als zweifache Schulmama.
Nach der Einschulung folgt der Alltag für die Erstklässler
Ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Für Eltern und für das neue Schulkind. Ich muss gestehen, dass ich mindestens genauso nervös war wie meine kleine Maus. Das Tolle ist jedoch, dass jeder Erstklässler die gleichen Herausforderungen und Neuheiten im Alltag meistern muss. Er sitzt im gleichen Boot wie all seine Mitschüler – und du im gleichen Boot wie alle anderen besorgten und unerfahrenen Eltern.
Herausfinden, wo der Schuh drückt
„Na, wie war die Schule?“ „Gut!“ kommt dann zurück, das kann ich dir direkt sagen. Ich habe mit der Zeit alternative Fragestellungen für mich entwickelt, die es mir ermöglichten, mehr über den Tag meines Kindes zu erfahren. Versuche es also ebenfalls mit Fragen wie:
- Was hat dich heute zum Lachen gebracht?
- Weißt du heute etwas, was du gestern noch nicht wusstest?
- Wo hast du denn deine Zeit in den Pausen heute am liebsten verbracht?
- Was hat dir am Mittagessen am meisten gefallen?
- Was war heute dein schönster Moment?
- Konntest du heute jemandem helfen?
Den Dialog mit den Lehrer*innen suchen
Am ersten Schultag meiner Tochter gab es sofort einen Elternabend, der all meine offenen Fragen beantwortete. Bei der Gelegenheit habe ich sogar erfahren, dass es an der Schule einen schulpsychologischen Beratungsdienst gibt, der ebenfalls unterstützt, falls der Erstklässler ergotherapeutische oder logopädische Beratung benötigt. Also: Am besten, du notierst dir vor einem Elternabend mögliche Fragen, damit du nichts vergisst.
Die Stifthaltung meiner Tochter war das einzige, was mich nach acht Wochen Schule besorgte, sodass ich dies direkt mit dem Lehrer im Einzelgespräch besprach. Die Antwort hat mich verblüfft: Ich solle den Schreibtisch bitte neigen – das würde meine Tochter dazu animieren, den Stift korrekt zu halten. Gesagt, getan … und siehe da: Am nächsten Tag sah die Haltung schon wesentlich besser aus.
Fällt dir etwas an der Stifthaltung, der Laune oder Menge von Hausaufgaben auf? Egal, was dir auffällt, adressiere dies direkt bei der Klassenleiter*in.
Die Chance auf neue Aktivitäten
Schulen bieten oft nachmittags im Rahmen der Betreuungszeit auch Arbeitsgemeinschaften (AGs) oder Kooperationen mit Vereinen an. So können die Kids der 1. Klasse erst einmal austesten, was ihnen gefällt und sich bei Bedarf langfristig binden. Das Angebot einer Probezeit ist gerade bei Sportarten wichtig, finde ich, und es kann direkt auch etliche Euro sparen. Meine Tochter wollte z. B. nach der Probezeit von acht Wochen die Karate AG beenden und lieber einen Hip-Hop-Kurs besuchen. Da war ich froh, noch keinen Vertrag unterschrieben zu haben.
Bei unserem Erstklässler entdeckten wir nach nur acht Wochen Schule ein Talent für die Deutsche Sprache. Anschließend wurde mein Sohn in der Schule besonders gefördert und erhielt die Möglichkeit, für andere Klassen als Lesepate einzuspringen. Achte also auf die Wünsche und Bedürfnisse, aber auch auf die Talente deines Kindes und versuche diese mittels einer AG zu fördern bzw. zu erfüllen.
Druck: dein Kind muss nichts!
Mit Druck oder gar Zwang können meine Kinder gar nicht umgehen. Ich im Übrigen auch nicht 😉 Ist z. B. ein Häuschen auf einer Matheheftseite meiner Tochter markiert, wird diese Seite bearbeitet. Hat sie darüber hinaus noch Lust, weiterzumachen, ist dies freiwillig und wird mit einer Krone gekennzeichnet. (So weiß der Lehrer, dass die Kids sich selbst für die Mehrarbeit entschieden haben). Hat sie keine Lust, landet das Heft nach der einen Seite eben wieder im Ranzen und es ist Feierabend.
Dein Kind muss nicht mehr machen, als der Lehrer vorschlägt. Schafft es die markierten Hausaufgaben nicht in der vorgegebenen Zeit, versuche es nicht mit Druck. Das ist mein Fazit nach acht Wochen gewesen. Stattdessen gehe in die direkte Kommunikation mit dem Lehrer. Der lernt dein Kind auch erst einmal kennen und passt die Hausaufgaben-Menge entsprechend dem Tempo deines Kindes ein. Jedes Kind lernt anders, manche sind schneller, manche langsamer.
Erstklässler brauchen Entspannung und jede Menge Spielzeit
Dein Kind hat doch gerade erst noch den ganzen Tag bedingungslos mit seinen Freunden gespielt – und plötzlich sitzt es in der Schule, still, ruhig und konzentriert. Ich habe meine Kinder direkt nach der Schule immer gefragt, was sie jetzt gerne hätten und wie sie sich die Nachmittagsgestaltung vorstellen. So habe ich sie nicht überrumpelt und sie konnten selbst über Hausaufgaben- und Entspannungszeiten entscheiden.
Manchmal war es ihnen aber auch wichtig, noch weiterzuspielen. Ein Spiel, das auf dem Schulhof begonnen hatte, wurde nachmittags im Park fortgesetzt. Da durfte die beste Freundin natürlich nicht fehlen.
Die Snackpause
„Was hat dir heute in der Schule am besten gefallen?“, habe ich einmal gefragt. „Die erste Pause!“ kam es gleich zurück. Ich erfuhr, dass ich meiner Tochter „die besten Snacks der Welt“ mitgegeben hatte – und sie die mit einer ganzen Mädelsgang teilen konnte.
Eine ganze Woche lang habe ich ihr die doppelte Menge an gefriergetrockneten Erdbeeren mitgegeben … bis ich erfuhr, dass sie die Früchte selbst gar nicht mochte! Den Snack-Tipp habe ich den Müttern also direkt am Schultor beim Abholen mitgeteilt. Das war der Türöffner für weitere Gespräche und seither auch enge Freundschaften. Ein Hoch auf die Snackpause!
Statt langweilig gehts auch cool!
Mein Sohn hat damals nicht die langweiligen Anlauttürme gelernt, nein, er hat den coolen Anlautrap gelernt. Der Unterschied? Es gibt keinen! Die Anlauttürme bilden die Basis für einen auf die Anlaute abgestimmten Rap. Ein Reim, den auch meine Tochter nach knapp fünf Wochen Schule in ihrer Postmappe mit nach Hause brachte. Ich selbst habe die Türme nochmal „in cool“ abgebildet und fürs Kinderzimmer ausgedruckt. Die Grafik stelle ich dir auch gerne auf meinem Blog zur Verfügung.
Mathe mit den Fingern lernen ist nicht immer gern gesehen. Besonders dann, wenn der Zahlenraum über die 10 hinausgeht. Ich habe meiner Tochter deshalb für das Lernverständnis und auch nur für Zuhause Punktereihen erstellt. Sie kann so Zehner- und Fünferreihen legen und ggf. mit Einerpunkten auffüllen, je nachdem wie die Aufgabe lautet. Du darfst ruhig kreativ werden und deinem Kind helfen, Lernstrategien für sich zu entwickeln. Lernt es etwa gerne mit musikalischer Untermalung? Braucht es Ruhe? Lernt es in der Natur schneller? Dann nimm doch die Mathehausaufgaben mit den Wald und addiert Bäume – statt langweiliger Zahlen.
Fazit nach acht Erstklässler-Wochen
Zum einen gehen acht Wochen sehr schnell vorbei und man befindet sich schneller im neuen Alltag, als einem eigentlich lieb ist. Aber ich kann sagen, dass meine Kleine den Sprung von der Kita in die erste Klasse grandios gemeistert hat. Noch heute steht bei uns Kreativität und Spaß an der Tagesordnung. Ich würde jederzeit die eigenen vier Wände gegen einen Besuch im Wald eintauschen.
Die Kids gehen zur Schule, um aufs Leben vorbereitet zu werden. Rechnen lernen kann man als Lernunterstützung auch an der Eisdiele, Straßenschilder und Plakate lassen sich auch bei einem Spaziergang lesen lernen. Gerade in der Ersten Klasse sind viele Dinge wichtiger als das reine Lernen. Biete deinem Kind einen sicheren Hafen – ohne Druck, mit viel Geduld.
Du interessierst dich für die Anlauttabelle? Hier kannst du sie dir runterladen und ausdrucken:
PAIDI und ich – Julia von Mama schreibt ’ne Liste – wünschen dir und deinem Kind eine fantastische Schulzeit!
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