Einmischen?

Thema Einmischen: Eine Situation, die schon einige Jahre zurückliegt, die sich aber so in mein Gehirn gebrannt hat, dass ich sie immer wieder gerne erzähle. Vorausgegangen ist ein Szenario, das wahrscheinlich jede Mutter kennt: die morgendlichen Jonglage zwischen Kindern beim Anziehen helfen, gemeinsamem Frühstück, Dosen mit Essen für den Kindergarten füllen, ein Kind wieder umziehen, weil der umgekippte Kakao den Pullover durchnässt hat … und dem Dauerbrenner zwischen Geschwistern: Streit um NICHTS.

Abgehetzt und viel zu spät (den mahnenden Blick der Erzieherin versuche ich zu übersehen) komme ich im Kindergarten an und liefere die zwei „Großen“ dort ab.

Mir bleibt kurz Zeit, um einkaufen zu gehen. Mit meinem zweijährigen Sohn im Schlepptau betrete ich den Supermarkt. Gemeinsam durchstreifen wir die Gänge und legen die Lebensmittel in den Wagen. Harmonie pur, wir haben Spaß. Aber dann passiert es – ein Schalter im Gehirn meines Kindes wird umgelegt und es verlangt ohne Vorwarnung nach seinem Schnuller. Normalerweise bin ich gut ausgestattet und habe in jeder Tasche ein Exemplar, doch nach dem morgendlichen Gefecht habe ich sie schlichtweg vergessen.

So versuche ich, das Gequengel zu unterbinden und meinen Sohn abzulenken. Seltsamerweise scheint ihn das nur zu verärgern … und er immer vehementer nach seinem Schnuller zu verlangen. Es gipfelt darin, dass mein Junge laut brüllend und mit den Fäusten trommelnd auf dem Boden liegt. Ich versuche ihn zu verwirren und verstecke mich hinter Regalen. Er gibt kurz verunsichert Ruhe, doch sobald ich wieder auftauche, legt er augenblicklich wieder los.

Innerhalb von wenigen Augenblicken können Situationen derart eskalieren! Man weiß manchmal gar nicht, wie einem geschieht.

Es ist peinlich. Andere Kunden schauen mich bereits an. Was soll ich machen? Ich habe keinen Schnuller dabei! Die Lebensmittel benötige ich dringend, daher können wir nicht einfach unverrichteter Dinge nach Hause fahren. Also gut. Augen zu und durch. Nervlich angespannt, die Blicke vieler Menschen auf mir spürend, versuche ich dieses meinem Sohn zu erklären. Sein Geschrei schlägt mir entgegen.

Da tritt eine ältere Dame mit dem Satz: „Darf ich mal?“ auf mich zu. „Bravo“, denke ich „das hat mir gerade noch gefehlt. Erziehungsratgeber und kluge Tipps! Ich bin doch schon gestresst! Die soll sich nicht einmischen!“ Resigniert nicke ich und lasse die Dame gewähren. Resolut geht sie auf mein Kind zu. Mit strenger Stimme herrscht sie ihn an: „Jetzt bist du aber mal still!“

Da geschieht das Unfassbare: Stille. Erschrocken blickt mein Junge hoch, springt auf die Füße, rennt auf mich zu und rettet sich in meine Arme. Alles scheint vergessen.

Die Dame und ich lächeln uns an, und sie versteht meine Dankbarkeit. Gesprochen wird nicht. Und das ist gut so.

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