Nach der Geburt meiner Tochter Bente verflogen die ersten Monate regelrecht – und ehe ich mich versah, gab uns der Kinderarzt nach einer U-Untersuchung, pünktlich zu Beginn von Bentes fünftem Lebensmonat, auch schon grünes Licht, um mit der Beikost zu starten.
Bitte was? Bente soll jetzt schon Essen lernen? War das nun schon der Beginn vom Ende unserer gemeinsamen Still-Beziehung? Ich war etwas überrumpelt, verunsichert und vor allem ziemlich unvorbereitet. Ich hatte mich doch noch gar nicht richtig mit dem Thema auseinandergesetzt.
Also fing ich an mich zu informieren –schließlich ist der Übergang vom Stillen oder dem Fläschchen zur ersten richtigen Nahrung und zum Essen lernen nicht nur für das Baby ein großer Entwicklungsschritt, sondern stellt auch uns Eltern wieder einmal vor ganz neue Herausforderungen.
Essen lernen: Reif für den ersten Brei
Meine erste Erkenntnis: Bente erfüllte tatsächlich alle sechs Beikostreifezeichen. Sie konnte mit Unterstützung aufrecht sitzen, ihren Kopf alleine halten, der Zungenstreckreflex war verschwunden, sie zeigte deutliches Interesse am Essen, konnte selbstständig nach Nahrung greifen und diese zum Mund führen – und sie imitierte fleißig unsere Kaubewegungen, wenn sie uns beim Essen Gesellschaft leistete.
Ich informierte mich online über diverse Optionen und Wege die Beikost einzuführen, sprach mit befreundeten Mamis und zog auch meine Hebamme zu Rate. Letztendlich fühlte ich mich relativ gut gewappnet für diese neue Herausforderung, erstelle einen groben „Fahrplan“ für die nächsten Wochen und freute mich sogar sehr auf diesen neuen Schritt, der schlussendlich auch für mich etwas zurück gewonnene Freiheit und Flexibilität bedeuten sollte – denn Bente lehnte es nach wie vor vehement ab, Milch aus der Flasche zu trinken. Zur anfänglichen Wehmut gesellte sich also auch eine ordentliche Portion Vorfreude und Hoffnung.
Ein Start mit Hindernissen
Was in der Theorie recht einfach schien, erwies sich in der Praxis dann doch als eine größere Herausforderung. So schlug meine neu gewonnene Euphorie und Hoffnung nach einigen (erfolglosen) Wochen in Frustration und Verzweiflung um. Bente fand einfach keinen Gefallen am Brei. Ganz egal, welches Gemüse ich ihr servierte: ich schien einfach nicht ihren Geschmack zu treffen … und es landeten nie mehr als zwei bis drei Löffelchen Brei in ihrem Magen. Auch mit diversen Gläschen konnte ich sie nicht überzeugen. Es war einfach wie verhext. Und die Tatsache, dass es bei den anderen Mamis mit Kindern im gleichen Alter ohne Ausnahme reibungslos zu klappen schien, machte es für mich nicht einfacher.
Adieu Brei – Moin BLW
Ein großer Funke Hoffnung kehrte für mich zurück, als ich mich dazu entschied es anstatt mit Brei, mit „Baby Led Weaning“ (BLW) zu versuchen.
Gemüse wurde nun also nicht mehr püriert serviert, sondern in für Baby-Hände gut zu haltende Stückchen geschnitten und gedünstet. Zudem durfte Bente hier und da von unserem Essen probieren (insofern es für sie geeignet war) und ich besorgte im Drogeriemarkt eine gute Auswahl an attraktiven Baby-Snacks oder probierte mich an vielseitigen Snack-Rezepten.
Dann und wann feierten wir von nun an kleine Erfolge. Aber auch, als es Monate später mit großen Schritten auf Bentes ersten Geburtstag zu ging, waren wir noch meilenweit von komplett ersetzten Milch-Mahlzeiten entfernt. Ich freute mich über jeden Bissen, den sie zu sich nahm, hatte mich aber inzwischen auch damit abgefunden, ein sehr wählerisches Kind zu haben und noch stets voll zu stillen.
Ende gut, alles gut
Als wir im zwölften Lebensmonat in unseren Elternzeit-Urlaub starteten, stand ganz oben auf der To-Do Liste „Endlich abstillen“. Denn schon kurz nach unserer Rückkehr stand die Eingewöhnung in der Kita und meine Rückkehr in den Arbeitsalltag an. Dann jedoch durfte ich wieder einmal feststellen, dass meine Tochter wie so oft ihren eigenen Weg in ihrem eigenen Tempo gehen wollte. Und natürlich wollte ich das Abstillen keinesfalls erzwingen und damit für uns alle zu einer unangenehmen Erfahrung werden lassen. Auch wenn ich mich nach so langer Zeit wirklich sehr nach etwas Unabhängigkeit und Flexibilität sehnte.
Aber was soll ich sagen? Am Ende wurde dann doch noch alles gut. Nachdem ich beim Kennenlerngespräch in der Kita noch verzweifelt erwähnen musste, dass ich noch voll stille und mein Kind kein Fläschchen akzeptiert, schien nach den ersten Tagen Eingewöhnung bei Bente allmählich der Knoten zu platzen. Sie war ganz fasziniert von den anderen Kindern und den Mahlzeiten in der Kita, was endlich auch ihr Interesse am Essen zu wecken schien. Mir fiel ein riesengroßer Stein vom Herzen … Und als die Eingewöhnung nach zwei Wochen erfolgreich überstanden war, stillte ich bereits nur noch abends. Als Bente 14 Monate alt geworden war, konnte ich sie dann komplett abstillen.
„Am Ende wird alles gut“ ist seitdem mein ganz persönliches Mantra. Es hat mich nach inzwischen beinahe 21 Monaten bereits erfolgreich durch die ein oder andere schwierige Phase mit Bente gebracht hat. Natürlich gelingt es mir nicht immer, absolut entspannt an die vielen Herausforderungen heranzugehen. Jedoch haben sich bisher alle großen und kleinen „Probleme“ irgendwann ganz von alleine in Luft aufgelöst – ob das nun die Beikost war, das Abstillen oder auch das Durchschlafen. Und all das ganz ohne Zwang, Tränen und Frust. Zumindest für Bente. Und das macht mich sehr glücklich.
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