Die Weihnachtszeit ist die Zeit des „Zuviel“ von allem und für alle. Ab Ende November geht spätestens mit dem ersten Advent der Reigen der „Überraschungen“ für die Kinder los, sodass es als echte Überraschung empfunden wird, wenn es mal keine gibt. Adventskalender, Nikolausfest in Kindergarten, Schule und bei den Großeltern. Und dann kommt ja erst noch Weihnachten!
Ist das nicht alles zu viel? Und was ist mit denen, die nicht die Mittel haben, an Weihnachten Wünsche zu erfüllen?
Weihnachtszeit: von allem zu viel?
Ich würde sagen: Meine Kinder haben viel, benutzen aber auch viel davon. Echter Bedarf besteht an nichts. Wünsche gibt es aber natürlich trotzdem genug.
Wir handhaben es so, dass größere Geschenke (z. B. ein Fahrrad oder Inline Skates) warten müssen (beziehungsweise sollen), bis Geburtstag oder Weihnachten ist. Größer ist alles jenseits von 50 Euro. Im Laufe des Jahres sammeln sich so diverse Wünsche an, die an Weihnachten und zum Geburtstag dann natürlich gerne von uns erfüllt werden. Doch im Dezember ist ja nicht nur die Zeit der großen, der „Herzensgeschenke“, sondern eben auch die der vielen kleinen.
Advent, Advent: Kalender für das Kind
Die Frage des „Was“ und „Wie viel“ stellt sich in der Regel schon vor Beginn der Vorweihnachtszeit, da nämlich das moderne, liebende und fürsorgliche (meist) Muttertier den DIY-Adventskalender zusammenbaut. Und seien wir ehrlich: Erstens wird es immer mehr als man vorhat und zweitens geht günstig anders. „Ja“, werden kritische Stimmen sagen, „aber ich möchte dem Kind doch mit dem selbstgemachten Kalender meine Wertschätzung und Liebe ausdrücken“. Das finde ich gut. Aber auch hier sehe ich die Tendenz, lieber etwas mehr (eine Süßigkeit und eine kleine Überraschung beispielsweise) einzupacken. Ist das nicht vielleicht schon irgendwie zu viel? Das Fest steht ja erst noch bevor.
Als meine große Tochter zwei Jahre alt war, wollte ich ihr gerne eine schöne Erinnerung an ihre Kindheit bescheren, und dachte mir, die Vorweihnachtszeit soll zauberhaft sein. Und was könnte schöner sein als ein Adventskalender, von Mutti selbst zusammengestellt? Ich habe mir Mühe gegeben, schöne, wertige Sachen in den Kalender zu packen, habe lange gesucht, lange verpackt und viel Zeit und Gedanken reingesteckt.
Nun war es allerdings so, dass auch die Tante und die Oma je einen Kalender schenkten. Also hatten wir zusätzlich zu meinem Adventskalender noch einen Schoki-Kalender vom Discounter und einen Spielzeugkalender. Und mit drei Kalendern am Morgen sind insbesondere die kleinen Kinder nicht nur lange beschäftigt, sondern auch wirklich überfordert. Die Kalender der beiden anderen nicht zulassen, abwehren oder verstecken, fand ich doof – faktisch waren meine Arbeit und das viele Geld und die aufgewendete Zeit aber umsonst. Schade. Konnte das Kind nichts für.
Ich habe später dann einen Kalender abwechselnd zum Öffnen für beide Kinder probiert, das war besser. Mittlerweile habe ich aber festgestellt, dass die Kinder mit den beiden anderen Adventskalendern (ja, die kommen jedes Jahr!) zufrieden sind. Ich habe nun also kurzerhand Oma- und Tantenkalender zur Tradition erklärt und die Erstellung meines Kalenders eingestellt. Die Erkenntnis, dass weniger Kalender in dem Fall zu mehr Genuss der anderen beiden Kalender führte, dauerte also einen Moment, kam dann aber doch.
Und dann kommt schon der Nikolaus
An Tag 6 im Dezember kommt dann auch schon der bärtige Bischof um die Ecke gehüpft: Das erste größere Ereignis im Advent. Es gibt Schoki im Kindergarten und wer weiß wo noch. Und natürlich kommt er auch zu den Kindern nach Hause.
Bei uns kommt er nachts und befüllt die Stiefel. Natürlich sind beide Kinder aufgeregt und am Nikolausmorgen – wo sonst morgendlich um jede Minute gefeilscht wird – rucki, zucki aus den Federn gehüpft. Es gibt nicht nur Nüsse und Mandarinen, na klar! Nein, es darf ein bisschen mehr sein. Und wieder freue ich mich, wenn das Kind sich freut. Ich mache den Kindern gerne eine Freude und freue mich selbst, wenn die Geschenke ins Schwarze getroffen haben.
Das richtige Maß?
Aber ist es vielleicht doch schlauer, die größeren Dinge auch im Jahresverlauf „mal einfach so“ an das Kind zu bringen? Und im Advent und zu Weihnachten dann etwas weniger zu verschenken? Ich weiß es nicht. Ich gebe also zu, das Maß zu finden, finde ich schwer.
So haben wir Eltern, Großeltern, Kindergärten selbst eine ordentliche Erwartungshaltung geschaffen. Leicht ist es nun nicht, jetzt mal ein bisschen christlichen Sinn ins Weihnachtsfest zu bringen.
Wie man sieht, liegt es gar nicht so sehr an den Kindern, was wir für das richtige Maß halten. Vielmehr scheint es so, dass wir Eltern selbst viel Glück und Freude in Form von Geschenken verteilen MÖCHTEN – und uns bei jedem noch zum Geschenkehaufen dazu kommenden Teil vorstellen, wie das Kind sich darüber freuen könnte. Wir – mein Mann und ich – lernen jedes Jahr dazu, wie wir Geschenke vielleicht gut verteilen können und die Kinder mit den vielen, immer lieb gemeinten und oft so unterschiedlichen Geschenken nicht überfordern.
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