Der Tag, an dem das Kind Geburtstag hat, ist bei uns ein ganz besonderer Tag. Ein Ehrentag eben. Da ist die jeweilige Geburtstagstochter der Star. Der Tag beginnt mit einem schön gedeckten Tisch, einem meist reichhaltig bestückten Gabentisch, einer singenden Familie, dem Lieblingskuchen und Kerzen. Fällt der Tag auf einen Wochentag, darf das Geburtstagskind natürlich bestimmen, was nachmittags, nach verrichteter Arbeit, Kindergarten, Schule, gemacht werden soll. Schwimmbad, Kino, Tierpark. Leider sind Familie und Paten recht weit weg, so dass wir es uns dann zu viert gemütlich machen. Auch das Essen wird natürlich vom Geburtstagskind bestimmt. Fällt der eigentliche Geburtstag auf einen Wochenendtag, kommen meist die großen Gratulanten und das Programm ist etwas klassischer.
Nun ist natürlich die Feier mit den Großen und der Familie das Eine – das Andere, wahrhaft Spannende, ist aber natürlich die Feier mit den eigenen Freunden.
Die erste Party mit Freunden
Vor der ersten Geburtstagsparty meiner Ältesten hatte ich schon mal Respekt. Einige Mamis hatten vorgelegt und ich machte mir natürlich Sorgen, ob den Kindern denn Klaras Party auch gefallen würde, ob sie sich langweilen könnten, meinem Kind Nachteile entstehen würden, so freundetechnisch, wenn es uns nicht gelingen würde, die Gäste ordnungsgemäß in Freude zu versetzen. All das spukte im Mutterkopf (der Vater sprach nur: „Entspann dich mal, das ist ein Kindergeburtstag.“), bevor überhaupt auch nur eine Einladungskarte verteilt war. Das Kind jedenfalls war aufgeregt und sprach eigentlich ab Herbst (Geburtstag um Ostern!!!) nur noch von der anstehenden Party.
Wie viele Kinder dürfen mitfeiern?
Klaras vierter Geburtstag stand Ende März an. Das erste Jahr, in dem sie die Party auch selbst einforderte. Ella war zu diesem Zeitpunkt ein Jahr alt. Wir gaben also selbstverständlich grünes Licht und bestimmten zunächst mal die Gästezahl: Vier plus Geburtstagskind dürften es sein. Der Klassiker, wie man der herkömmlichen Elternratgeberszene entnehmen kann. Leicht gesagt, da das Kind diesbezüglich ein harter Verhandlungspartner war und sich die Gästeliste in ihrer Verknappung auch je nach Gemütszustand der Jubilarin in spe immer wieder änderte.
Ich finde es eine gute Richtlinie (jedenfalls so bis sechs oder sieben), die Gästezahl mit der Anzahl an Lenzen des Geburtstagskindes zu verknüpfen. Ich habe einige Geburtagspartys gesehen, deren Gästezahl mehr als Klassengröße hatten und ich muss sagen, das ist mir zu viel. Zu viele Kinder, zu viele Geschenke, zu laut, zu unübersichtlich, zu unpersönlich. Aaaber: Wir sind die totalen Klassiker und bestimmt keine Partyhengste. Unsere Geburtstagspartys werden vermutlich nicht legendär. Mein einziges Streben ist, dem Kind einen schönen Tag zu bescheren – und: ohne Hörsturz aus der Sache wieder rauszukommen.
Spielen, basteln, Schätze suchen
Aber weiter in der Erzählung: Klaras vierter Geburtstag also. Einige Freundinnen hatten schon gefeiert und die Erwartungshaltung des Kindes war da. In jedem Fall eine Schatzsuche! Und Topfschlagen. Ja, das fanden wir auch gut. Allerdings war damit ja noch nicht mal ein Drittel der Party safe. In dem Alter sind die Kinder aber mit ein bisschen Anstrengung noch leicht zu unterhalten, weswegen natürlich auch bei uns das bewährte Geburtstagsbasteln nicht ausfallen sollte. Und gerade damit tat ich mich nun schwer. Irgendwie dachte ich, es muss was Supertolles sein. Und niemand sonst soll es vorher gemacht haben (also keine Kisten bemalen und mit Steinen bekleben, keine kleinen Leinwände zum Kunstwerk umgestalten und keine Tassen bemalen). Ich trieb mich also ewig lange mit recht unklaren Vorstellungen im Bastelladen herum, um ein Heidengeld für verschiedene Alternativmöglichkeiten auszugeben. Die Hauptidee waren Broschenanstecker und Filzstoffplatten sowie Glitzersteine, die dann später zu Broschen zusammengebastelt und geklebt werden könnten (hat null geklappt, egal welcher Kleber, hat alles nicht gehalten). Zur Sicherheit nahm ich noch andere Sachen mit, die evtl. zum Basteln taugen könnten. Hierzu kann ich nur rückblickend sagen: Haltet lange vorher die Augen nach schönen, günstigen Bastelideen auf, kauft immer mal was dazu ein, geht nicht in die teuren Bastelläden und vor allem: Habt einen Plan! Wahllos im Bastelladen Herumirren führt zu fürchterlichen Verwirrungszuständen.
Weiter zu bedenken war und ist natürlich immer noch: das Wetter. Die Älteste ist um Ostern geboren, die Jüngere Ende Februar. Da muss man Indoor planen und mit Freuden raus gehen können, wenn die Sonne lacht.
Am Tag X stand jedenfalls meine Mutter parat, um das Geschwisterkind zu bespaßen und auch beim Basteln zu helfen. Kuchen hatte ich selbstverständlich auch gebacken – gehört sich ja so. Mein Mann war für das Abendessen zuständig, es gab das Wunschgericht des Kindes (an das ich mich heute beim besten Willen nicht erinnere). Und dann kam die Party und damit der Realitätscheck …
Alles Übungssache
In meiner Erinnerung hatten alle Spaß (außer mein Kind bisweilen), keiner hat Kuchen gegessen und das Basteln hat allen Spaß gemacht, auch wenn die tolle Brosche nichts geworden ist. Gespielt wurde auch, es war sehr laut, die Schatzsuche hat gut geklappt und trotz Stimmungsschwankungen fand mein Kind den Tag wohl gut. Auch die gesellschaftliche Ächtung durch schlechten Leumund zur Geburtstagsfeier ist nicht eingetreten. Gottseidank.
Mittlerweile sind wir schon geübt in der Kindergeburtstagsfeierei. Die Partys sind vermutlich immer noch nicht legendär, aber ich bin entspannter und die Kinder (meine zumindest in jedem Fall) danach sehr zufrieden. Folgende Beobachtungen kann ich nun also an die geneigte Leserschaft vermelden:
Bei den Geburtstagskarten fängt die Vorbereitung schon an. Erst mal haben wir nur zusammen Karten ausgesucht oder ich habe welche vorgeschlagen. Jetzt mit fünf, konnte Ella schon den Text ausschneiden und aufkleben und ihren Namen drunter setzen. Klara hat ihre Karten gebastelt. Ideen hierzu stellt das Internet bereit. So hat man schon im Vorfeld Gelegenheit, ein bisschen Vorfreude auf die Party zu fühlen.
Die Deko ist nicht soooo wichtig, wie verschiedene Blogs dauerbastelnder Muttis es gerne suggerieren möchten. Klar soll es schön aussehen und man sollte auch sehen, dass etwas bzw. jemand Besonderes gefeiert wird. Es ist auch nicht so, dass es total blöd und puristisch auf unseren Geburtstagstafeln aussieht, es hat mich allerdings auch noch kein Kind auf eine besonders gelungene oder misslungene Dekoration angesprochen. Ich würde also sagen: Kann man machen, ist aber mehr so für einen selbst und für die Fotos, die Kinder sind da nicht so empfänglich für. Ich hole immer schöne Servietten, die sich die Kinder aussuchen und streue Smarties oder Gummitiere auf den Tisch. Bei der Großen waren es zuletzt auch Sterne.
Es kann wieder losgehen
Der große Tag ist da, die Gäste stürmen rein, es gibt ein großes „Hallo“ und erst mal ist Gewusel. Bis zur ersten Klasse gibt es bei uns an diesem Punkt etwas Besonderes: Sind alle Kinder da und haben sich begrüßt, setzen sich alle gemütlich auf den Boden und ich lese eine Geburtstagsgeschichte vor. Bei uns der große Renner ist immer wieder: „Zilly feiert Geburtstag.“ Die Kinder sind voll bei der Sache und hören von Anfang bis Ende aufmerksam zu. Und das in der Alterspanne zwischen vier und sechs. Das hat mich echt erstaunt. Und noch verwunderter war ich, als es auch im nächsten Jahr von den Kindern wieder gerne angenommen wurde. Da sieht man es doch mal: Kinder lieben es, vorgelesen zu bekommen! Selbst auf Kindergeburtstagen.
Flaschendrehen. Keine Panik. Nicht die Sache mit Wahrheit oder Pflicht. Mir wird sich dieser Brauch nie erschließen, aber beide Mädels haben von Anfang an eingefordert, die Geschenke per Flaschen drehen zu verteilen. Das geht dann so, dass alle Gäste und das Geburtstagskind im Kreis auf dem Boden sitzen und die Flasche gedreht wird. Derjenige, auf den die Flasche zeigt, darf sein Geschenk an das Geburtstagskind überreichen, welches es huldvoll entgegennimmt, um es dann aufzureißen. Knaller. Gehört zu jedem Geburtstag dazu. Kann man nix machen. Muss man ja auch nicht. Kann vor oder nach dem Kuchen stattfinden. Bei den Kleineren eher vorher, bei den Größeren besser danach. Dann hat man Zeit den Tisch abzuräumen …
Die Geburtstagsbäckerei
Kinder wollen nicht 20 selbstgemachte Torten. Das wollen die Mamis um sich gut zu fühlen. Ich benötigte schon zwei Feiern um festzustellen, dass ich mich mega gestresst habe und keiner die Kuchen isst. Die Muffins wurden mal angenagt. Was immer ging, waren bzw. sind die Schokoküsse. Ich bin daher dazu übergegangen, die wirklich bunten und süßen sowie mit Sicherheit sehr lange haltbaren Donuts aus dem Supermarkt bereitzustellen, Mini-Schokoküsse nett zu drapieren und eine schöne Sahne-Torte des beliebten Torten-Herstellers aus dem Tiefkühlregal aufzutauen. Wenn das Geburtstagskind sich etwas Bestimmtes wünscht, stelle ich dies natürlich her. Ist ja klar, die Hauptperson bestimmt!
Action für drinnen und für draußen
Ein paar Spiele sollten vorbereitet sein, aber nicht zwangsläufig umgesetzt werden müssen und wenn es das Wetter zulässt: Raus! Raus! Raus! Bei kleineren Kindern sind die Klassiker wie Topfschlagen, Stopptanz oder Reise nach Jerusalem noch groß im Rennen, bei den Großen irgendwie auch (noch). Auch der Luftballontanz ist immer ein Spaß. Allerdings kann man bei den Großen immer mal anbieten bzw. Material bereitstellen, die Sache läuft weitestgehend von selbst. Gibt es Streit, schlägt man zur Ablenkung mal ein Spiel vor.
Ganz wichtig bei uns: Die Schatzsuche! Je nach Alter gibt es unterschiedliche Varianten: Variante 1. Ein Erwachsener geht voraus, malt Pfeile und versteckt den Schatz und läuft später mit den Kindern zusammen den Weg bis zum Schatz. Variante 2: Es gibt Hinweise mit Rätseln und die Kinder müssen den zuvor versteckten Schatz mittels Rätsellösen finden. Variante 3: Eine Kindergruppe läuft mit dem Schatz los (gerne in Begleitung eines Erwachsenen, damit die Sache irgendwann, bestenfalls ohne Verluste und endet – möglichst geografisch gesehen im selben Breitengrad), versteckt den Schatz und sich selbst zum Schluss … und eine zweite Gruppe läuft etwa 15 Minuten später los und sucht nach den Pfeilen oder Nachrichten der Verstecker-Gruppe. Vorher muss man natürlich besprechen, ob man auch Pfeile machen darf, die in die falsche Richtung führen und ob es ein Sonderzeichen, z. B. eine Sonne gibt, wenn ein Hinweis gesucht werden muss. Den Schatz habe ich wahlweise mit den Mitgebsel-Tüten befüllt oder mit Getränken und ein paar Süßigkeiten. Eine Schatzsuche macht nämlich durstig. Da hat sich erstaunlicherweise auch noch niemand beschwert.
Und last not least: Das Basteln. Geht bei uns immer. Ich habe ja Mädels. Die basteln eigentlich immer gerne. Nachdem ich also beim ersten Geburtstag gelernt hatte, dass es nicht förderlich ist, allzu ambitioniert an die Sache ranzugehen, schau ich jetzt einfach immer mal im Internet, was mir so begegnet und plane dann schon relativ vorausschauend, was gemacht werden kann. Hierbei ist es allerdings, egal was gebastelt werden soll, immer von Vorteil eine helfende Hand dabei zu haben, die unterstützend hilft, wo Not am Mann ist.
Tja, und mit dem Abendessen endet dann auch die schönste Feier und die Eltern fallen totmüde ins Bett, während das Kind – völlig überdreht – die Gästeliste samt Wunschliste für den nächsten Geburtstag zusammenstellt.
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