Sobald wir erfuhren, dass ich mit Mika schwanger war, wurde ich freigestellt und durfte nicht mehr arbeiten. Mein erster Gedanke war: Ich brauche einen Hund! So ganz ohne Hobbys und Haustiere wusste ich schon nach 2 Tagen Berufsverbot nicht mehr, was ich mit meinem Tag anfangen sollte. Meine Familie hatte schon immer Hunde und ich wollte, dass mein Kind genauso wie ich – also mit Hund – aufwächst.
Ich suchte im Internet nach alten Hunden und solchen, die nicht mehr länger bei ihren Familien bleiben konnten. Unglaublich viele Leute meldeten sich bei uns und wir hatten tatsächlich einige zur Auswahl, die wir kennenlernen wollten. (Damit meine ich: Ich wollte sie kennenlernen … und anschließend Daniel davon überzeugen, dass wir einen Hund brauchen.)
Aber dann begann mein Mann doch selbst nach Hunden zu suchen. Einige Orte weiter schien es einen Mischlingswurf zu geben, den er gerne angucken wollte. Ach, auf einmal …
Alles ging natürlich schneller als erwartet – und schon fuhren wir mit unserem 8 Wochen alten Bauernhof-Welpen nach Hause.
Lotte sollte unsere Australian Shepperd Mischlingsdame heißen. Sie musste selbstverständlich alles lernen … und so hatte ich schon zu Anfang meiner Schwangerschaft ein Baby im Haus. Wie sich herausstellte, war das – ohne zu übertreiben – genauso viel Arbeit wie ein Menschenbaby.
Sie wuchs also heran und begann damit, uns und das Haus zu verteidigen. So wie das eben sein soll. Niemals hatten wir Angst, sie könnte in Zukunft böse zu unserem Baby sein. Sie war (und ist auch heute noch mit knapp drei Jahren) wild und eine verrückte Zicke, aber immer lieb zu allen.
Direkt nach der Geburt von Mika nahm Daniel also das Handtuch mit nach Hause, in das er gleich nach der Geburt gewickelt wurde und ließ sie daran schnuppern.
Nachdem wir aus der Klinik entlassen wurden, musste sie Mika erst Mal gründlich beschnuppern und dann war es auch schon um sie geschehen… und sie hat sich nie mehr als einen Meter von ihrem neuen besten Freund entfernt. Als mein Vater zu Besuch kam – den Lotte bis dahin noch nicht kannte – war es ein Drama, als er seinen Enkel auf dem Arm hielt. Die arme Lotte war unglaublich nervös und angespannt. Auch heute verteidigt sie Mika noch vor allem, was ihm in den Weg kommt. Und ohne mir Sorgen machen zu müssen, lasse ich die beiden stets alleine im Garten spielen. Er hat ja seinen tierischen Babysitter dabei.
Spielen tun die beiden stets wie Geschwister und sogar gestritten wird fast jeden Tag. Da provozieren sie sich gegenseitig und brüllen/knurren sich und meist weint Mika dann, sodass Lotte nachgibt. Ich sage ja: wie Geschwister.
Je älter Mika wurde und je grober er wurde, desto mehr traute auch Lotte sich, Kraft in ihr Spiel zu investieren. Jetzt müssen wir also generell aufpassen, dass die zwei sich nicht gegenseitig weh tun.
Füttern will auch generell Mika seinen Hund. Mal gibt es also mehr zu fressen, mal weniger. Mal muss sie ihm hinterher rennen, um ihr Futter zu bekommen und mal muss sie versuchen, unter den Kühlschrank zu kriechen. Mal darf sie ungehindert fressen und mal holt er es ihr wieder aus dem Maul oder nimmt ihr die Schüssel unter der Nase weg. Manchmal isst er es ihr dann vor der Nase weg. Sehr hygienisch, ich weiß. Aber da sie das schon immer getan haben, scheint Mika abgehärtet zu sein und ein wunderbares Immunsystem zu haben. Dafür wird aber später beim Frühstück großzügig geteilt, wenn Mama gerade nicht hinguckt …
Als meine Tochter Elli dann zur Welt kam, war Lotte nicht mehr ganz so besorgt, aber passte immer noch wunderbar auf und checkte regelmäßig das Befinden der Kinder. Wenn eines weint und wir nicht gleich reagieren, wird sie immer ganz ungeduldig und nervös, sodass ich meist fast ein schlechtes Gewissen bekomme, weil wohl Lotte eine bessere Mama zu sein scheint als ich …
Selbstverständlich ist das nicht bei jedem Haustier so wie bei uns und ich bin der Meinung, dass man immer ein Auge auf seine Vierbeiner haben muss, da sie eben doch Tiere sind, die auch unberechenbar sein können.
Aber solange man auf folgende Dinge achtet, sollte es kaum Probleme geben, wenn ein Kind in den Haushalt des Tieres geboren wird:
- Das Tier erziehen (Hundeschule usw.) und ihm zeigen, wer der Herr im Haus ist. Oftmals sind das ja die Tiere 😉
- Die Tiere sollten schon sozialisiert sein und auch andere Tiere und Menschen treffen/akzeptieren
- Nicht nervös oder überängstlich sein
- Dem Haustier die Möglichkeit geben, das Kind kennenzulernen und es nicht abschotten
- Das Haustier nicht ausgrenzen oder gar wegsperren
- Dem Kind später nicht erlauben, das Tier zu ärgern; dem Tier seine Ruhe lassen, wenn es sich zurückzieht (bei uns ist das Lottes Bett unter der Treppe)
- Sich trotzdem noch Zeit für das Tier nehmen und ganz bewusst „Quality Time“ mit ihm zu verbringen
- Das Verhalten dem Tier gegenüber nicht zu verändern
- Auf seinen Instinkt hören – ich habe mir im Vorfeld nie so viele Gedanken darüber gemacht, was ich alles beachten sollte und generell darauf gehört, was mir mein gesunder Menschenverstand gesagt hat … und siehe da, jetzt, wo ich das hier schreibe und mir Gedanken mache, finde ich, dass wir die Sache ganz gut gemeistert haben. Abgesehen davon, dass wir jetzt drei verzogene Kinder haben 😉