Mama geht wieder arbeiten

Kaum war unsere Lotti auf der Welt, gab es allen möglichen Papierkram zu erledigen. Ein Stapel an Formularen, der erstaunlicherweise schnell abgearbeitet war. Nur über einen auszufüllenden Punkt habe ich mir lange den Kopf zerbrochen, selbst dann noch, als ich den Antrag auf Elternzeit schon längst abgeschickt hatte: die Dauer der Elternzeit. Wann sollte ich wieder arbeiten gehen? Wann könnte ich wieder, oder wann müsste ich?

Der richtige Zeitpunkt

Der ist genau dann, wenn es sich richtig anfühlt. Grundsätzlich hat man gesetzlich ein Anrecht auf drei Jahre Elternzeit, um dann wieder auf seine alte Stelle (oder eine adäquate) zurückkehren zu können. In welchem Umfang man diese 3 Jahre nutzt, ob voll oder nur anteilig, ist jedem selbst überlassen. Natürlich spielt die finanzielle Situation eine große Rolle, mit wie viel Prozent man wieder einsteigen möchte und mit welchen Kosten die Kinderbetreuung zu Buche schlägt. Man sollte sich vor der Suche nach der richtigen Einrichtung einen groben Überblick verschaffen, wie lang die Betreuungszeiten sein müssten und welche Kosten man tragen kann.

Ob das eigene Kind schon bereit ist, kann man nur erahnen, aber eigentlich sind es die Eltern, die bereit sein müssen, getrennt vom Kind zu sein. Lotti hatte immer schon ein großes Interesse an anderen Kindern und ist sehr neugierig. Als Mama habe ich die gemeinsame Zeit zu Hause sehr genossen, doch wurde mir schnell bewusst, dass ich mit meinem Vollzeit-Entertainment-Programm irgendwann an meine Grenzen stoßen würde.

Wahl der Einrichtung

Im Regal darf die Arbeit dann auch mal ruhen – und die Kuscheltiere zum Einsatz kommen.

Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten – von Montessori bis Waldorf über Tagesmutter –, dass man sich für die Auswahl genügend Zeit lassen sollte. Neben der Recherche im Internet und im Freundeskreis habe ich mir vor allem die Einrichtungen persönlich angeschaut und das Gespräch mit den Erzieherinnen gesucht. So konnte ich meinen ganz persönlichen Fragenkatalog mit den jeweiligen Ansprechpartnern „abarbeiten“ und mir mein eigenes Bild machen. Zusätzlich hatte ich immer jemanden dabei, meistens meinen Mann oder meine Mutter, um das Gesehene noch mal diskutieren zu können. So hatte ich am Ende meine klaren Favoriten, die sowohl vom Programm als auch von den Zeiten zu uns gepasst haben – denn ohne ein gutes Gefühl wäre ich nicht arbeiten gegangen. Nun bräuchten wir nur noch ein Funken Glück, dass ein Platz für den gewünschten Startzeitpunkt frei war.

Eingewöhnung

Das Wichtigste zuerst: kein Zeitdruck. In den verschiedensten Gesprächen wurde ein Zeitraum für die Eingewöhnung von ca. 1-4 Wochen genannt. Ich hatte uns 6 Wochen eingeräumt bis zu meinem ersten Arbeitstag. Die hatten wir zwar nicht gebraucht, aber allein der Gedanke, dass wir keinen Zeitdruck hatten, ließ mich entspannter bleiben, was sich wiederum auf Lotti auswirkte. So verschieden jede Einrichtung auch ist, so hat jede Einrichtung doch das gleiche Ziel in der Eingewöhnung: am Ende bleibt das Kind gerne in der Kita. Die schrittweise Trennung sollte auch im Vorgespräch besprochen werden und je nach Verlauf individuell angepasst werden. Die erste Trennung war für mich schlimmer als für Lotti und so stand ich ab und an vor der Kita und habe die ein oder andere Träne verdrückt. Toll war aber zu sehen, wie Lotti Tag für Tag von ihrer Neugier getrieben, zuerst die Spielsachen erkundete und dann den Kontakt zu den anderen Kindern suchte.

Mein Gewissen

Bei manchen kommt er schneller bei manchen langsamer, aber der Tag, an dem man sein Kind weinend in der Kita bei der Erzieherin zurücklässt, trifft einen so unerwartet hart, dass man spätestens vor der Kita heulend sein schlechtes Gewissen zu verdrängen versucht. An manchen Tagen gelingt es einem besser und an anderen schlechter. Es liegt in der Natur des Menschen, sich ständig Gedanken zu machen (und noch mehr in der einer Mutter). So lang man aber keine wesentlichen Veränderungen im Verhalten seines Kindes entdeckt und einem beim Abholen ein freudiges „Mama“ entgegenschallt, kann man davon ausgehen, dass es der kleinen Maus gut geht. Natürlich versucht man die restliche Zeit des Tages noch intensiver gemeinsam zu nutzen, was auch nicht an allen Tagen klappt. Und dann ist da plötzlich wieder so ein Moment, in dem sie ganz unerwartet neue Wörter rausplappert oder ganz von alleine beginnt aufzuräumen.

Ich bin stolz auf meine Lotti, wie toll sie das alles macht. Und ich bin auch stolz auf mich, dass ich nun zwei Jobs wuppe und die guten Tage die schlechten überwiegen.

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