Sobald die ersten Worte der Kleinen mühsam erlernt und stolz herausposaunt werden, schwillt die Brust der Eltern um ein Vielfaches an. Man hat das Gefühl, das begabteste und süßeste Kind der Welt zu haben. Das ist natürlich Schwachsinn, denn oft bedeutet das „DADA“ gar nicht Kühlschrank, sondern Fernseher. Anfangs ist es jedenfalls schwer, nicht aus jedem Gestammel und Gebrabbel ein „Mama“ oder „Papa“ herauszuhören. Sobald die ersten Worte aber gelernt und perfektioniert wurden, gehen die Wortneuschöpfungen los. Und täglich kommen neue Worte dazu.
Das Zoospiel geht los. Das habe ich so genannt, weil sich jedes Familienmitglied zu meinem Sohn herabbeugt und dann wie von einem Papageien verlangt: „Mika, sag mal …“ Und mein armes Kind wiederholt dann brav. Meist ist es der Name der besagten Person.
Alles noch schön und gut. Bis zu dem Tag, als der Kleine sein erstes Laufrad bekommen hat. Eines für Kinder, die schon frei laufen können. Vorne 2 Räder und hinten auch. Den Helm gab es natürlich dazu – und jetzt bekomme ich den Helm nicht mehr vom Kopf meines Kindes und ihn nicht mehr vom Rad. Das Rad, welches von uns auch so benannt wird, wurde kurzerhand in „Auto“ umgetauft und ist unser tägliches Gesprächsthema bei sämtlichen Aktivitäten. Nun wiederhole und übe ich sehr gerne mit dem kleinen Mann, aber irgendwann ist auch mal gut. Ich sollte wirklich mal damit beginnen, mit einem kleinen Klicker zu zählen, wie oft mein Sohn das Wort Auto von sich gibt. Egal wovon ich spreche, egal was wir tun. Den ganzen Tag redet er über sein „Auto“ und möchte es am liebsten im Haus haben. Seit es bei Oma ins Haus durfte, weiß er leider, dass auch das möglich ist.
Täglich beginne ich den Helm-Kampf – der eigentlich nicht Helm, sondern „Ölm“ heißt – und werde angebrüllt, weil spätestens im Auto der Helm vom Kopf muss. Geschlafen wird damit aber. Und gestillt auch. Und herumgelaufen und gegessen. Und, und, und.
Soll er doch, wenn es ihn glücklich macht. Nur blöd, dass der Ölm den jungen Mann immer an das vermisste Auto erinnert, das im Carport warten muss, bis sein rechtmäßiger Besitzer es dort abholt. Oder wenigstens auf der Hundefutterbox in der Küche stehend aus dem Fenster guckt und sich davon überzeugt, dass es auch ja noch dort steht. Das arme Autoautoauto.
„Ja, das Auto, mein Schatz.“ – „Ja, das steht da.“ – „Ja, ein Auto.“ – „Ja, gleich gehen wir Fahrrad fahren.“ „Auto, genau.“ Ihr seht, mein Wortschatz erweitert sich ungemein, seit ich Mama bin.
Lässt er doch mal vom Auto ab, treibt er irgendeinen anderen Schabernack und kommentiert das dann mit „Nein-nein-nein!“ und „Du! Du! Du!“ … und ich weiß: Jetzt ist es an der Zeit, aufzustehen und meinen Sohn von der Steckdose zu entfernen. Oder vom Abstellraum. Oder vom Hocker in der Küche, den er sich an die Spüle geschoben hat, um „abzuspülen“. Da werde ich sofort mit einem gebrüllten „NEEEEEIN“ oder „Papaaaaa“ konfrontiert und weiß, jetzt bin ich wieder die böse Mama. Aber das scheint wohl mein Job zu sein.
Immerhin habe ich die Idee mit dem „Auto“ gehabt…
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