Sobald man einmal schwanger ist, scheint nichts logischer, als sich auf die Geburt vorzubereiten. Aber wie geht’s weiter, wenn der größte Teil erst geschafft ist? Darum erschien mir eine gute Vorbereitung aufs Wochenbett genau so wichtig.
Neue Prioritäten setzen – und eine Hebamme finden
Mit der Geburt des Kindes steht die Welt der frisch gebackenen Mama erstmal Kopf. Doch die Top 5 der täglichen Aufgaben um Putzen, Kochen, Waschen, Bügeln und Einkaufen bleiben ja nach wie vor – und sorgen schnell für Chaos, miese Laune, Frust und Verzweiflung. Zumal sich gerade nach der Geburt viele Freunde und Verwandte für einen „kurzen Besuch“ ankündigen. Wer mag da schon seit Tagen das Bad nicht geputzt oder nichts zum Anbieten außer Leitungswasser im Haus haben? Aber das ändert nichts daran, dass die Top 3 der Aufgaben im Wochenbett sich mit dem Haushalt beißen. Denn die Eingewöhnung zu dritt, die Erholung der Mutter – und unumstößlich auf dem ersten Platz – die Versorgung des Babys geben jetzt den Ton an. Darum empfehle ich jeder Mama unbedingt eine Hebamme für die Wochenbettbetreuung. Unsere Hebamme konnte mit jedem Besuch unglaublich viele Fragen beantworten, uns Ängste nehmen und Hilfestellungen geben. Das hat uns sehr geholfen, die erste Zeit und die neue Situation immer besser zu meistern.
Sich umsorgen und pflegen lassen
Auch familienintern gibt’s Dinge, die unbedingt angestrebt werden sollten, wie offen mit dem Partner zu sprechen – auch wenn es sich selbstverständlich anhört. Der Partner ist in den ersten Tagen hauptsächlich für die Mutter zuständig. Das darf er keinesfalls falsch verstehen und diese Phase für endgültig halten. Doch es haben nunmal viele Frauen nach der Geburt mit Verletzungen zu kämpfen und sind deswegen weniger mobil. Gleichzeitig beherrscht sie aber ein unablässiger Durst, der durchs Stillen kommt (sofern das Stillen denn gleich klappt – aber wir gehen einfach mal vom besten Fall aus). Und jetzt stelle man sich vor: Nun hat eine Mama sich und das Kind in die perfekte Stillposition zurechtgerückt, einen Stillthron aus vielen Kissen gebaut, das Kind liegt ebenfalls bequem und beginnt entspannt mit dem Trinken (puh!) und da kommt er, der Durst – und der Blick wandert zum unerreichbaren Wasserglas, das natürlich eine Armlänge zu weit weg steht. Wie froh war ich, dass Andi immer gleich zur Stelle war und mich ständig mit Wasser versorgte.
Ebenso war es mit dem Essen. In meiner Zeit im Wochenbett hat Andi unablässig in der Küche gestanden und uns anständige Mahlzeiten zubereitet, was für frisch gebackene Mütter, die stillen, immens wichtig ist. Diese Phase ist für den Papa bestimmt auch eine undankbare, denn schließlich will auch er sich von all dem erholen, was in den letzten Tagen passiert ist – am liebsten mit dem Baby auf dem Bauch. Aber dafür werden sich auf jeden Fall Momente finden.
Hilfe von Freunden annehmen … und Vorräte anlegen
Damit der Papa nicht verzichten muss, wenn sich mal die Gelegenheit bietet, empfehle ich für die lästigen und nicht verschwinden wollenden Alltagsaufgaben, Hilfe von Familie und Freunden anzunehmen oder bestenfalls eine Reinigungshilfe zu organisieren, wenn das möglich ist. Die Hilfe von Freunden und Familie entspannt enorm – und beugt Streit vor.
Und zu den Besuchen aus Familien- und Freundeskreis möchte ich angemerkt haben, dass es schön ist, wenn sie alle kommen und das Baby begrüßen und noch lieber auf den Arm nehmen wollen. Aber ganz ehrlich, kann das ein frisch gebackenes Elternpaar brauchen? Noch jemand, der gerne mit dem kleinen Erdenbürger schmusen möchte? Eher nicht, aber geputzte Fenster, einen Kuchen oder einen erledigten Einkauf? Das schon eher.
Das klingt jetzt vielleicht etwas unfreundlich, aber es ist nunmal auch eine Ausnahmesituation. Zumal dem Baby dann in den ersten Tagen der Besuch im viel zu lauten und grellen Supermarkt erspart bleibt. Und wer lieber selbst vorsorgt, kann zumindest in der letzten Zeit der Schwangerschaft so viel vorkochen, dass er genug hat, um einen Teil einzufrieren: Eine Suppe hier, einen simplen Rührkuchen da, das rettet durch anstrengende Tage! Wenn mir alles zu viel wurde, habe ich Besuch auch mal abgesagt – und Besuch im Krankenhaus habe ich ausgeschlossen. Eine Mama darf kurz nach der Geburt auch mal an sich selbst denken – sollte es nur auch rechtzeitig kommunizieren! Denn ganz ehrlich, wer von uns weiß schon, wie es einem nach so einer kräftezehrenden Marathon-Geburt geht?
Neue Routinen einführen
Um auch die Nächte zuhause möglichst angenehm zu gestalten, habe ich eine Abendroutine implementiert: Zunächst wurde die Wohnung aufgeräumt, damit der nächste Tag unbelastet und mit freiem Kopf starten kann (das haben wir bereits in der Schwangerschaft angefangen), eine riesige Kanne Stilltee wurde gekocht und eine noch größere Wasserflasche bereitgestellt. Ich habe in der Zeit öfter den Schlafanzug gewechselt, um mich wohler zu fühlen – und für schnelles Einschlafen half neben natürlicher Erschöpfung eine Runde autogenes Training.
Vorher: Einkaufszettel schreiben, To-dos abhaken
Was ich euch gerne zur Vorbereitung fürs Wochenbett ans Herz legen und auf den Einkaufszettel diktieren möchte, sind folgende Produkte: Ein schönes Duschgel (mir half der Duft von Lavendel) und eine Bodylotion, Stilltee, Brustpads aus Wolle und davon ca. 4 Paar (besonders praktisch: die kann man gut von Hand waschen), Wollwachs, Binden aus der Apotheke, unbedingt eine Packung Pre-Pulver und eine Flasche kaufen (für den Fall, dass das Stillen mal nicht klappt) und last but not least: ein Tagebuch, in dem ihr alle schönen Erinnerungen und Gefühle trotz Stilldemenz und Schlafentzug festhalten könnt. Und auf die To-do-Liste vor Geburt gehört meiner Meinung nach noch ein Besuch beim Zahnarzt und wer es gerne mag, kann auch noch zum Friseur oder zur Mani- oder Pediküre gehen – und auf jeden Fall: weit im Voraus das Kinderzimmer aufbauen.
Alltagsmomente genießen
Und was tun, wenn’s mal anstrengend wird? Was bei uns für Glücksmomente gesorgt hat, war immer die Entscheidung, Essen zu bestellen und das so richtig zu genießen. Auch waren wir jeden Tag spazieren, um Veränderung und Heilung zu spüren. Ganz von alleine haben wir uns jeden Tag mehr zugetraut, indem wir uns kleine Ziele steckten und bei allem niemals übermotiviert waren!
So erinnere ich mich an ein wirklich schönes Wochenbett, mit viel Ruhe, Fürsorge und Liebe. Ja es hat schon was, diese Phase als Babymoon zu bezeichnen!
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