Bekanntlich wachsen nicht nur die Kinder, sondern mit ihnen auch die Sorgen. Ein schwerwiegendes Problem stellt das Mobbing dar. Schwerwiegend nicht etwa, weil alle Kinder davon betroffen sind, sondern weil die Mobbingopfer häufig lebenslange Blessuren davontragen und zum Beispiel weniger Selbstbewusstsein entwickeln, weniger glücklich sind und weniger erfolgreich. Der Begriff Mobbing umfasst das gesamte Spektrum von Schikanierung über Demütigung bis hin zu weiteren seelischen Verletzungen. Hören wir den Begriff „Mobbing“, schrillen bei uns Eltern alle Alarmglocken – wir wollen uns wie Löw*innen vor unsere Kinder werfen und lieber selbst die Peinigung ertragen als diese unserem Kinde zuzumuten.
Wo fängt Mobbing an?
Überall wo Menschen aufeinandertreffen, gibt es Konflikte und damit Schrammen – soweit normal. Problematisch wird es, wenn eine Person sich ein Opfer sucht, um es zu drangsalieren und daraus ein Überlegenheitsgefühl zu erzielen. Unschönerweise sind die Mobber häufig Stänkerer mit bescheidenen Voraussetzungen, aber gutem Erfahrungsfundus im Sandkastenkrieg oder Schulhof- und Straßenkampf. Die Opfer sind eher zarteren Gemüts, vielleicht ein bisschen introvertiert, verfügen zumeist über keine Armada von Freund*innen, die ihnen den Rücken stärken, tragen vielleicht Brille oder sind einfach nur eine Spur zu nett zu jeder und jedem.
Stärkungsmaßnahmen innerhalb der Familie
Was ist zu tun? Man kann dem schleichenden Gift namens Mobbing die Wirkung erschweren. Das Stichwort „Resilienz“, also die psychische Widerstandsfähigkeit, um Krisen zu durchstehen und Bewältigungsstrategien zu entwickeln, gibt hierbei die Richtung vor. Lieben, ermutigen, loben – eben alles zu tun, was aus Kindern starke Persönlichkeiten werden lässt, die sich gegen Mobber zur Wehr setzen können oder deren Verhalten ihnen weniger anhaben kann. Das ist der innerfamiliäre Teil der Lösung.
Schwieriger wird es, Mobbing auf dem Schulhof, in der Klasse oder in der Sportgruppe zu begegnen. Wenn ich an einer Gruppe sich prügelnder Schulkinder vorbeikomme, halte ich an, ziehe die Streithähne auseinander und lasse die Situation vor Ort klären – klappt meistens gut.
Mobbing jedoch ist deutlich subtiler, stichelnder, hintergründig gemeiner und häufig gar nicht so einfach fassbar. Man ist da auf einen guten Draht zu seinem Kind angewiesen, um stärkere Zurückgezogenheit und andere Faktoren zu bemerken.
Was die Schule leisten kann
In der Schule sind sicherlich Angebote vorhanden – angefangen beim guten alten Kummerbriefkasten, der von einer Vertrauenslehrer*in geleert wird. Dadurch wird niemand zur „Schulhof-Petze“, kann jedoch auf ein Problem hinweisen – und in einem ersten Schritt auf geschärfte Problemwahrnehmung hoffen. Viele Schulen haben eigens Stellen für Sozialpädagog*innen, deren Job auch die Unterrichtsvermittlung ist, jedoch vor allem schulisches Konfliktmanagement. Diese Lehrenden muss man schulischerseits stärken und als Ansprechpartner für alle Kinder in deren Köpfen etablieren. Viele Schulen haben unter den Stichworten Gewaltprävention und Antiaggression mehrtägige Projekttage, an denen die Kindern spielerisch Gegenstrategien einüben. Das gibt es nicht zum Nulltarif, aber häufig gibt es für solche Projekte Fördermittel vom Schulträger oder anderen Initiativen.
Abenteuer Teambuilding
Darüber hinaus gibt es die Klassiker des Teambuildings wie Kletterpark oder Klassenfahrt mit Hindernissen, die das Potenzial haben, miteinander verfeindete Kinder zu Kumpels zu verschweißen – oder zumindest zu Kindern zu entwickeln, die sich mehr Respekt als vorher entgegenbringen, weil sie zusammen Situationen gemeistert hatten, die jeder für sich vielleicht nicht so gut bewältigt hätte. „Der Benno ist eigentlich doch ganz cool“ hört man danach, oder „Toll, wie Isabell mit Karte und Kompass umgehen kann.“ Noch Fragen, liebe Eltern?
Nun ja, ganz so einfach ist das dann auch nicht. Sie wollen Ihre Kinder vor Stinkstiefeln schützen. Manchmal wollen das die Kinder jedoch auch allein regeln, was heißt, Sie müssen sich raushalten.
Der Schule Impulse geben
Wo Sie sich nicht raushalten sollten, ist, die Basis zu beeinflussen. Was ist nun die Basis? Die Schule ist der Ort, an dem ein großer Teil des Soziallebens Ihres Kindes stattfindet. Kümmern Sie sich auch um einen guten Überblick, was an der Schule abgeht, Stichworte: der oben erwähnte Kummerbriefkasten, Vertrauenslehrer*in, sozialpädagogisch geschultes Personal, Gewaltprävention – was davon bietet die Schule Ihrem Kind an Rückhalt oder Umgang mit dem Thema? Und was davon können Sie zusätzlich anregen, zum Beispiel als Elternsprecher*in oder als Mitglied des schulischen Fördervereins? Wie wird mit gemeldeten Mobbingfällen seitens der Schulleitung umgegangen? Werden diese Fälle kleingeredet oder nimmt man dies zum Anlass, einmal jenseits von Mathematik und Sachkunde in den „Schulkörper“ hineinzuhorchen?
Sie sehen, Sie haben Spielräume und Aktionsfelder jenseits von Sorge und Beschwerde – die können Sie nutzen, und zwar zum Wohle aller Kinder der Schule.
Posted on Categories Zusammen leben