„Wann hatten wir eigentlich das letzte Mal ein Date?“, frage ich Daniel, als ich mir Gedanken über dieses Thema mache und mir vornehme, darüber zu schreiben.
Mir fällt auch nach 5 Minuten Nachdenken nicht ein, wann wir auf einem richtigen Date waren. Auch Daniel ist ratlos. Wir erinnern uns lediglich an zwei Stunden vor zwei Wochen, als wir unserer hochschwangeren Freundin die Kleinen in den Arm gedrückt haben, um anschließend zu zweit zwei Fuhren Bauschutt im Anhänger zu transportieren. Und tatsächlich hat uns das Spaß gemacht. Mir mehr als Daniel. Er konnte nicht begreifen, warum ich mich freute wie ein kleines Kind, der großen Kralle zuzusehen, wie sie den Sperrmüll und alles andere aus dem großen Loch holte, in das wir gerade alles hineinwarfen. Das hätte Mika gefallen. Und noch weniger begriff er, dass ich mehrmals mein Handy checkte, um zu sehen, ob meine kleinen Mama-Babys mich vermissten. (Nein, ich bin keine Glucke.) Und am witzigsten fand er, dass ich mich mehrmals zur Rücksitzbank drehte, um nach der Kleinen in der Babyschale zu sehen.
Es ist wirklich was dran an der Behauptung, dass das erste Lebensjahr das Härteste in einer Beziehung ist. Und das zweite erste Jahr, also mit dem zweiten Kind, ist es nicht gerade leichter. Die Beziehung muss so sehr zurück stecken und man kann es als Herausforderung sehen, sich aktiv um seine Beziehung zu kümmern. Bevor die Kinder da waren, habe ich das – das muss ich zugeben – niemals getan. Wir hatten, so schien es, alle Zeit der Welt miteinander und wir waren füreinander sehr selbstverständlich. Das heißt nicht, dass wir uns nicht liebten oder wertschätzten, aber wir hatten eben unsere Routine und nahmen an, das würde niemals enden.
Mit Einzug unseres Großen lernten wir, den Partner mit ganz neuen Augen zu sehen. Auf ein Mal ist das neben dir im Bett nicht mehr dein „heißer Typ“ in den du dich mal verguckt hast, sondern ein frisch gebackener Papa. Viel sensibler, viel besorgter, viel vorsichtiger und verletzlicher, als du ihn mal kennengelernt hast. Und vielleicht auch mit ein paar Schwangerschaftspfunden mehr. 😉
Man verliebt sich nach der Geburt seiner Kinder nochmal ganz neu in seinen Partner – und die Beziehung wird auf eine harte Probe gestellt. Man streitet übernächtigt und gestresst über Kleinigkeiten. Ich pflaume ihn für Dinge an, die er nicht verschuldet hat. Ich lasse es an ihm aus, dass ich die ganze Nacht gestillt habe und ich stelle fest, dass er viel mehr Freizeit hat als ich. (Arbeit zähle ich hierbei als Freizeit 😉 )
Mein Mann muss meine Launen ertragen und meine nicht mehr ganz so regelmäßig rasierten Beine. Er muss meine Hormonschwankungen aushalten und sich nach einem arbeitsreichen Tag noch in den chaotischen Familienalltag werfen. Alles dreht sich um die Kinder. Und fast nichts mehr dreht sich um uns. „Um Himmels Willen!“, denken sich jetzt die (noch) Kinderlosen – und beschließen, lieber noch ein paar Jahre zu warten, bevor sie kleine Plagegeister in die Welt setzen.
Aber ganz wichtig ist zu wissen, dass wir es so entschieden haben. Wir haben Omas und Opas und Tanten, die uns eines der Kinder, wenn nicht sogar beide, abnehmen würden und es auch oft genug tun. Allerdings wollen wir es auch nicht ausreizen und nehmen das Angebot dann nicht für ein Date in Anspruch. Außerdem habe ich es auch noch nicht übers Herz gebracht, mich lange von unserer kleinen Tochter zu trennen.
Alles was wir tun, tun wir also momentan für unsere Kinder. Das liest sich irgendwie doof und anstrengend. Und anstrengend ist es auch. Aber es ist unser Leben und so lieben wir es. Genauso wie wir uns lieben. Als momentan „nur“ Mama und Papa … und als etwas weniger Liebespaar als sonst.
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