Die kleine Tochter spielt leise im Kinderzimmer, ihr etwas älterer Bruder versucht beim Schreiben ordentlich die Linien zu halten, und die Katze ruht auf ihrem Kratzbaum. Eine Tasse Tee dampft neben Mutters Laptop, Papa sitzt mit seinem im Schneidersitz auf der Couch. Die Internetverbindung hält. Schön wäre es.
Von wegen …
Stattdessen ist bei den Kindern Chaos. Die Katze hat sich unterm Bett versteckt und will partout nicht raus. Aber die Kinder wollen, dass sie rauskommt! Die Kleine möchte mit der Katze spielen, weil ihr ist ja soooo langweilig. Der Große hat sich dazu gesellt, weil er angeblich nichts für die Schule tun kann, denn es fehlt plötzlich ein Arbeitsblatt. Papa kann sich gerade nicht kümmern, er telefoniert mit einen Systemmanager, da der Firmen-Server offenbar streikt. Um das Arbeitsblatt zu bekommen, braucht Mutter das neue Passwort für die Schul-Cloud, aber wo ist ihr Handy? Der Tee ist selbstverständlich längst kalt, es ist gerade mal halb zehn Uhr morgens.
Am Abend dann die elterliche Nachbesprechung unter vier Augen: Was läuft falsch? Nach einigen gegenseitigen Schuldvorwürfen, Rücknahmen und neuen Ansätzen wird klar, dass alle sich mehr kümmern müssen, ansonsten droht dem familiären Kollektiv ernste Gefahr.
Ein bekanntes Problem
Dieser konkrete Fall ist Fiktion, aber er entspricht im Prinzip dem, was alle Bekannten derzeit umtreibt. Mal mehr, mal weniger. Alle geben auch zu: ja, wir haben eigentlich für alles ein System, wir leben den Kindern eigentlich vor, wie man Ordnung hält – und eigentlich haben wir alles gut im Griff.
Ordnung für einen klaren Kopf
Leider aber nutzen wir die Möglichkeiten unserer Einrichtung oft nicht so effizient aus, wie es möglich wäre. Meist ist es unsere eigene kleine Faulheit, die Dinge nicht dahin befördert, wo wir sie beim nächsten Mal suchen werden. Klar, Ordnung kann auch zur Manie werden, aber das ist eine andere Geschichte. Hier geht es um das sinnvolle Maß. Müssen Schulsachen wirklich auf Schreibtisch, Kommode und Beistelltisch im Wohnzimmer verteilt sein? Oder warum sind Ladekabel so oft weder am Netzteil noch überhaupt wo zu finden?
Und ganz ehrlich, manchmal sind wir doch sogar zu träge, uns ein Produkt richtig erklären zu lassen oder lesen die Gebrauchsanweisung allenfalls, wenn etwas gar nicht funktionieren will. Ein Schreiner hat es mal so auf den Punkt gebracht: Willst du saubere Arbeit, brauchst du eine saubere, sprich aufgeräumte Werkstatt. Gerade jetzt, da viele Wohnungen zu Werkstätten geworden sind, hat dieser Gedanke einen ganz besonderen Charme, finde ich. Die Katze jedenfalls ist nicht schuld am Chaos in meiner Wohnung.
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