Man kann so viele Präsentationen, Projekte und fordernde Arbeitstage erfolgreich hinter sich gebracht haben, wie man möchte, bei meiner Schwangerschaft stand ich trotzdem wieder ganz am Anfang. Denn alles, was man sich an Gelassenheit und Sicherheit zugelegt hat, wird in den folgenden Wochen und Monaten auf die Probe gestellt. Das zumindest habe ich bisher aus der vergangenen Zeit gelernt. Denn in dieser Situation trage ich nicht nur die Verantwortung für mich selbst oder ein Unternehmen, sondern für einen anderen kleinen Menschen, der sich selbst noch nicht artikulieren kann. Da kommt man schon mal ins Zweifeln, ob man jede Entscheidung richtig getroffen hat. Denn jede Entscheidung kann Konsequenzen haben – und wie gesagt, Konsequenzen, die nicht nur mich selbst betreffen.
Wann sagt man’s dem Chef?
Irgendwann, am besten noch während oder kurz nach den ersten drei Monaten der Schwangerschaft, sollte auch der Arbeitgeber von den lebensverändernden Neuigkeiten erfahren. Da mein Arbeitgeber einen Aufenthalt in China für mich geplant hatte, ergab es sich, dass ich meinen Vorgesetzten bereits sehr früh über meiner Schwangerschaft informierte. Für mich kam ein Langstreckenflug und eine voraussichtlich anstrengende Geschäftstätigkeit im fernen China nun nicht mehr in Frage und somit suchte ich ziemlich angespannt das Gespräch mit meinem Chef. Ich arbeite in einer Unternehmensberatung im Automobilbereich. Mein berufliches Umfeld, inklusive der Aufgaben und Kollegen, ist jung, hauptsächlich männlich, sehr dynamisch, extrem spannend und häufig auch sehr fordernd. Unter normalen Umständen hätte ich mich sehr auf die anstehende Chinareise gefreut doch nun befand ich mich in „anderen Umständen“, womit ich auch das Gespräch eröffnete. Die Freude und das Verständnis, die mir daraufhin entgegengebracht wurden, ließen unzählige Steine von meinem Herzen fallen – ich war unendlich erleichtert.
Auf den Körper hören
In den folgenden Wochen arbeitete ich während der heißen Sommertage häufig von zu Hause, aber selbstverständlich noch vollwertig mit. Von meinen Kollegen wurde ich fürsorglich behandelt und erhielt viel Verständnis, auch wenn ich – dank der allseits bekannten Schwangerschaftsdemenz – bereits Besprochenes hin und wieder doch nochmals nachfragen musste. Irgendwann wurde meine Schwangerschaft sogar bei Kundenterminen ein Thema, wenn ich mit großem Bauch die Besprechungsräume betrat, und mancher Kunde von seinen Kindern zu Hause erzählte. So waren oftmals nicht die Chancen und Herausforderungen der Elektromobilität ein Smalltalk-Thema, sondern von den eigenen Erfahrungen während der Elternzeit wurde bereitwillig berichtet. Doch selbstverständlich war diese Zeit nicht nur angenehm für mich und das Baby. Von Woche zu Woche wuchs der Bauch und drückte unentwegt auf meine Blase, wenn ich im Stress war, spürte das auch das Baby und machte mit wildem Strampeln auf sich aufmerksam. Meine Beine wurden vom vielen Sitzen dick und mit der Müdigkeit musste ich ebenfalls kämpfen. Immer von daheim aus arbeiten konnte ich natürlich auch nicht, doch ich nahm mir so oft es ging diese Freiheit. An den Tagen im Büro wurde von den Kollegen viel Rücksicht auf mich genommen – und wenn ich erkannte, dass mein Körper gerade nur noch schwanger und nicht auch noch produktiv sein konnte, trat ich den Heimweg an.
Die Flexibilität des Arbeitsplatzkonzeptes und das Verständnis meines Arbeitgebers trugen ihren Teil zu einer wirklich angenehmen Schwangerschaft bei. Im Geburtsvorbereitungskurs tauschten wir unsere Erfahrungen in dieser Hinsicht aus und ich stellte fest, wie unterschiedlich hier berichtet wurde. Manche Schwangere sind seit Beginn der Schwangerschaft krankgeschrieben, zum einen weil sie heftige Beschwerden hatten, andere wiederum wollten das Risiko nicht tragen, beispielsweise wenn sie während ihrer beruflichen Tätigkeit viel im Kundenkontakt stehen. Somit hat es mich und meinen Arbeitgeber doch ganz gut erwischt! Nun im Mutterschutz angekommen, kann ich das Thema auch erstmal ruhen lassen. Spannend wird es dann in paar Monaten, wenn ich wieder ein paar wenigen Wochenstunden arbeiten werde. Wie ich das meistere, das berichte ich, wenn es soweit ist.
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