Kürzlich hat mich mein Sohn Luis gefragt: Mama, warum hast du keine Hände? Da habe ich ihm erklärt, dass jeder Mensch auf seine Weise besonders ist. Manche haben keine Hände, andere sitzen im Rollstuhl, obwohl sie beide Beine haben. So wie manche blonde Haare haben und andere braune. Ich habe ihm also erklärt, dass jeder unterschiedlich ist, aber auf seine Weise wertvoll. Und dann war das für ihn auch absolut in Ordnung. Ich glaube nicht, dass meinen Kindern etwas fehlt – ich denke eher, dass sie mit mehr Weitblick durchs Leben gehen und auch ein bisschen mehr Akzeptanz den Menschen gegenüber mitbringen. Meine eigenen Eltern haben mich von klein auf superselbstständig erzogen: Ich war in einem normalen Kindergarten, in der Grundschule, dann in der Realschule, habe eine normale Ausbildung gemacht – also ganz normal am Leben teilgenommen.
Mein Alltag mit meiner Familie
Ich bin aufgrund eines seltenen Gendefekts mit nur einem Bein auf die Welt gekommen. Mir fehlen also nicht nur beide Arme, sondern auch das linke Bein. Tagsüber läuft es so ab, dass meine Mama mich zuhause unterstützt. Zum Beispiel beim Wickeln. Das könnte ich auch irgendwie machen, aber es würde dann doch recht lange dauern und das wäre für die Kinder dann nicht so schön. Auch mein Mann unterstützt mich natürlich sehr. Seit knapp drei Jahren arbeitet er im Homeoffice. Das ist natürlich für die Kinder supertoll – quasi der positive Aspekt von Corona.
Luis ist mittlerweile so selbstständig, dass er sich alleine anzieht. Er trägt auch keine Windel mehr. Mila braucht noch ein bisschen mehr Unterstützung – wobei sie auch sehr früh gelernt hat, sich an mir festzuhalten. Da hat sie sich ganz viel von ihrem großen Bruder abgeschaut. Sie hält sich mit ihren Armen an meinem Hals fest und ich stütze sie zusätzlich mit meinen Armen. So kommen wir auch super mal ein paar Stunden alleine zurecht. Aber wenn wir rausgehen wollen, unterstützt uns mein Mann oder meine Mama beim Reinsetzen in den Kinderwagen oder das Dreirad – gleiches gilt für das Auto.
Die ersten Monate mit Baby
Meinem Mann und mir war immer klar, dass wir Kinder haben wollen. Als ich zum ersten Mal schwanger wurde, hab ich natürlich sofort das komplette Kinderzimmer eingerichtet. Also Gitterbett, Wickelkommode und Schrank – so, dass ich noch ein bisschen eskalieren konnte mit der Deko 😉
Nachdem Luis auf der Welt war, hat er anfangs im Ehebett geschlafen – wenn wir ehrlich sind, ist das ja fast in jeder Familie so. Nach ein paar Monaten haben wir dann gemerkt: Jetzt braucht er sein eigenes Bett. Für ihn war der Umzug kein Problem. Aber mir musste immer jemand helfen, ihn ins Gitterbett hineinzulegen oder rauszunehmen. Alleine hatte ich da keine Chance. Damit ich ihn in den Schlaf begleiten oder ihn nachts beruhigen konnte, hab ich mich auf eine Sessellehne gesetzt. So konnte ich mit meinem Fuß oben reingreifen und ihn streicheln. Das hört sich unbequem an – und war es auch. Aber, noch wichtiger: Luis vermisste das Kuscheln vor dem Schlafen.
Umzug ins große Bett
Also haben wir uns entschieden, dass Luis schon früh ein großes Bett bekommen sollte, in das ich mit reinpasste. Luis war davon total begeistert. Und auch für mich war das super, ich konnte mich jederzeit dazulegen, manchmal bin ich liegengeblieben, manchmal nicht.
Das mit der Absturzsicherung hat Luis von Anfang an verstanden. Er hat nie Versuche gemacht, darüber zu klettern, sondern schön den vorgesehenen Ausstieg benutzt. Als ich dann mit Mila schwanger war, haben wir uns gesagt: Sobald es geht, bekommt sie ihr großes Bett.
So haben wir das dann auch gemacht. Obwohl sie das große Bett ja schon von ihrem Bruder kannte, haben wir natürlich erst einmal genau beobachtet, wie Mila damit umgeht. Auch von weitem, da unser Babyphone eine Kamera hat. Und wir haben erleichtert festgestellt: Wenn sie raus will, bleibt sie liegen oder sitzen und ruft, macht aber keine Anstalten selbst auszusteigen. Wenn ich dann komme, hält sie sich an mir fest und ich kann sie so rausholen. Das ist einfach eine riesige Erleichterung. Und es ist toll, so viel Platz zu haben, dass wir uns zusammenkuscheln können.
Das große Bett: auch ein Stück Selbstständigkeit für mich
Was mir ganz wichtig ist, sind Themen wie Einschlafbegleitung, also solche „Mama-Dinge“ – dass mir das nicht genommen wird. Und das war eben auch der Grund, warum wir bei Luis relativ früh vom Gitterbett auf das große Bett umgestiegen sind und bei Mila direkt vom Elternbett in die Kira Liege: So komme ich mit ihr super alleine zurecht und es ist für mich ein großes Stück wertvolle Selbstständigkeit.
In der Familie haben wir wirklich einen tollen Zusammenhalt. Mir war wie gesagt immer wichtig, Kinder zu haben. Und ich finde, Mutterliebe hängt nicht von Gliedmaßen ab. Mutterliebe kommt aus dem Herzen. Und dabei ist es egal, ob man das Kind jetzt selbst wickeln und ob man es tragen kann oder nicht. Heute gibt es auch so viele Unterstützungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel Babytragen und vieles mehr. So konnte ich die beiden von klein auf bei mir haben. Das ist einfach ein tolles Gefühl.
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