Wenn das Kind zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr ist, hören wohl die meisten Eltern vermehrt die Wörter „wieso“, „weshalb“ oder auch „warum“. Dann befinden sich unsere Kleinen plötzlich im Fragealter bzw. der eventuell gefürchteten „Warum-Phase“.
Abgesehen von dem stetigen Ohrwurm, der mit diesen Fragewörtern einhergeht, fordert diese Entwicklungsphase oft viel Geduld und vor allem aber auch Kreativität, um altersgerecht und so korrekt wie möglich auf die vielen brennenden Fragen der lieben Kleinen zu antworten.
„Warum ist der Himmel blau?“ – „Wieso ist das Wasser nass?“ – „Warum heißt ein Stuhl Stuhl?“ Von jetzt auf gleich hat unsere Tochter Bente meinen Mann und mich mit (teilweise wirklich kniffeligen) Fragen durchlöchert. Und das oft nicht nur einmal. Teilweise scheinen sie diese Fragen tagelang zu beschäftigen … und zu immer wieder zu neuen Fragen zu führen. Wie wir aktuell mit dieser Entwicklungsphase umgehen und versuchen, stets die Ruhe zu bewahren, um nicht an den vielen Fragen zu verzweifeln, das berichte ich euch gerne.
Der Sinn des Lebens
Vorab aber erst einmal noch etwas Hintergrundwissen … denn uns hat dies sehr geholfen, mehr Verständnis und Geduld aufzubringen.
Unsere Kinder erleben jeden Tag so viel Neues und Wunderbares, das sie noch nicht kennen. Wen sollte es da also wundern, dass nach dem Sinn dahinter gefragt wird? Kinder sind von Natur aus neugierig und eben diese tiefverwurzelte Neugierde sorgt für immer wieder neue Fragen, die dabei helfen sollen, das Leben zu verstehen. Solange ein Kind sich verbal noch nicht ausdrücken kann, sammelt es Eindrücke und lernt, sich wiederholende Vorgänge als Gesetzmäßigkeiten anzusehen: wie den Tag- und Nachtrhythmus, das Zwitschern der Vögel, das Geräusch der Kaffeemaschine am Morgen … Mit der Entwicklung der Sprachfähigkeit und der Weiterentwicklung des Gehirns will es jedoch irgendwann das Bekannte einsortieren, verstehen und von Zeit zu Zeit auch in Frage stellen.
Richtig reagieren
So herausfordernd und anstrengend diese Phase manchmal auch sein mag, es ist wichtig, dass du dir die Zeit nimmst, auf die Fragen deines Kindes zu antworten und diese ernst zu nehmen. Hier ein paar Tipps, die uns aktuell sehr helfen:
Eine Gegenfrage stellen
Sollte der Geduldsfaden einmal zu sehr gespannt sein, hilft es uns oft, einfach eine Gegenfrage zu stellen, um nicht genervt zu reagieren. Wenn das „Warum“ also kein Ende nimmt, dreh einfach mal den Spieß um und sag „Was denkst du denn, wieso das so ist?“. So kommt ein Gespräch zustande, dein Kind fühlt sich in seinem Bedürfnis nach Kommunikation verstanden und respektiert und ab und zu wird man sogar mit einer wirklich spannenden Antwort aus Kindersicht belohnt.
Kurz und knapp antworten
Auch vermeintliche Tabu-Themen wie der Tod, Behinderungen oder Armut sollten aufgegriffen und kindgerecht beantwortet werden. Bei deinen Antworten musst du nicht einmal tief ins Detail gehen. Oft würde dies die Antwort nur verkomplizieren und zu noch mehr Fragen führen oder gar überfordern. Wenn dein Kind also fragt, warum manche Menschen dick und manche dünn sind, reicht es vollkommen aus zu sagen, dass alle Menschen unterschiedlich aussehen. Manche sind groß, manche klein, manche dicker, manche dünner. Jeder sieht anders aus und jeder ist gut, wie er ist. Tiefer ins Detail zu gehen bietet sich erst ab dem Grundschulalter an, wenn auch komplexere Sachverhalte nachvollzogen werden können.
Auch mal zugeben, dass man etwas nicht weiß
Und solltest du einmal schlichtweg keine Antwort haben, ist auch ein „Ich weiß es nicht, aber ich kann ja mal jemanden Fragen, der sich damit auskennt und dir dann davon berichten.“ Eine absolut legitime und schöne Antwort. Dein Kind darf ruhig erfahren, dass auch Eltern nicht alles wissen.
Dies kann übrigens auch ein guter Trick sein, falls dein Kind wieder einmal kein Ende mit seinen Fragen findet und du eine Pause benötigst – oder wenn dir eine Frage in der Öffentlichkeit unangenehm ist und du nicht direkt antworten möchtest. Es ist nur wichtig, die Frage auch wirklich zu notieren und später darauf zurück zu kommen, damit dein Kind sich ernst genommen fühlt.
Ein Ende in Sicht?
Zu guter Letzt noch die Info, die dich wahrscheinlich am brennendsten interessiert: Wie lange dauert das Ganze? In der Regel dauert die Warum-Phase bis zum vierten oder fünften Lebensjahr an. Danach wird sicherlich zwischendurch auch mal wieder gefragt – nur eben nicht mehr so penetrant.
Vor uns liegen also noch unendlich viele Fragen, die es zu beantworten gibt – aber auch wenn es ab und zu anstrengend wird, freue ich mich darauf, vielleicht auch noch die ein oder andere Sache zu lernen … und die kindliche Sicht der Dinge zu genießen 🙂
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