Windeln wechseln – das empfand ich vor meiner Laufbahn als Mama als das Schrecklichste überhaupt, wenn’s ums Kinderkriegen geht. Klar hatte ich mir bei dieser Schlussfolgerung kaum mehr als nur einen halben Gedanken darüber gemacht, geschweige denn eine Windel je selbst gewechselt. Jetzt weiß ich, dass sogar das Anziehen von Klamotten oder das Essenlernen am Familientisch nerviger ist als das Windelwechseln!
Die Schüssel
Doch ich weiß natürlich auch, dass mir da nicht alle Eltern zustimmen würden. Es liegt wahrscheinlich auch daran, dass wir unseren Kleinen seit seiner dritten Lebenswoche eine dafür vorgesehene Schüssel angeboten haben, wenn wir meinten, er verspüre den Drang, sich erleichtern zu müssen. Und auch wenn wir selbstverständlich nicht genau wussten, was wir da eigentlich machten und worauf wir genau zu achten hatten, stellten wir fest, dass diese Art der Babypflege selten ein Fluch, doch meistens ein Segen war.
Denn unser Kleiner hat bis heute – und er ist jetzt immerhin nahezu ein Jahr alt – fast ausschließlich besagte Schüssel (oder ab dem vierten Lebensmonat das Klo) für sein großes Geschäft gebraucht.
Ja, ein paar Mal ging was in die Windel, doch tatsächlich könnte ich – trotz Stilldemenz und sonstiger ganz natürlicher mütterlicher Vergesslichkeit –wahrscheinlich jede dieser Windeln aufzählen.
Stoffwindel-Versuch
Aber nicht, dass ihr jetzt denkt, ich wäre auf diese Geschichte allein gekommen: Ich stieß auf dieses Thema noch in der Schwangerschaft. In einer Zeit, in der man rückblickend schlicht kaum eine Ahnung hat, was da auf einen zukommt.
Alles möchte man perfekt machen, darum war es für mich zunächst auch sonnenklar, dass ich unser Baby in Stoff wickeln werde! So wurden die uralten Exemplare von meinem großen Bruder bei Mama angefordert und diese übergab sie mir auch mit einem stummen, wenn auch spöttischen „jaja, wenn du meinst – mach du nur“-Blick. Sie hatte das Ganze nach wenigen Wochen sein lassen und auch ich wurde gleich in Wegwerfwindeln gewickelt. „Geht ja mal gar nicht“, konnte mein schwangerer Blick da nur stumm kommentieren.
Wochen später und frisch entbunden packte ich die Stoffwindeln dann aber doch in die unterste Schublade unserer geräumigen Wickelkommode – nachdem mein einziger Versuch, den Kleinen in ursprüngliche Stoffwindeln zu wickeln, sich als sehr unbefriedigend herausgestellt hatte: „Oma hatte Recht, Henry!“
Windelfrei?
So trug unser Baby von Geburt an Wegwerfwindeln. Gut, dass wir diese geschenkt bekommen hatten, denn ich hatte vor der Geburt selbstverständlich keine besorgt. Nach einiger Zeit wollte ich aber schließlich „Windelfrei“ ausprobieren. Und besorgte mir das Buch „Es geht auch ohne Windeln“, kaufte ein paar Schüsseln, Moltontücher und wasserfeste Unterlagen. Angefangen haben wir aber erst ein paar Wochen nach der Geburt, als wir uns sicher fühlten, unser Baby gefahrlos über einer Schüssel abhalten zu können. Ich werde nie vergessen, wie verblüfft wir waren, als wir die von uns überlegten Schlüssellaute (wir hatten uns für Piiiiii und Puuuuhhhh entschieden) machten und der Kleine die Schüssel füllte.
Natürlich hat das nicht immer funktioniert und wir haben ihn auch gerne mal vergeblich abgehalten und oft seine Zeichen falsch gedeutet. Doch nach vier Monaten und mit Einführung der Beikost waren wir ein ziemlich eingespieltes Team. Und mittlerweile ist es schon sehr praktisch, dass wir ihn nicht lange sauber machen, sondern einfach nur spülen müssen – auch unterwegs. Trotzdem trägt er immer eine Windel und unser Verbrauch war auch wirklich hoch, sodass ich schnell beschloss, moderne Stoffwindeln zu kaufen. Gerade im Sommer fand ich das perfekt und „groß“ rauswaschen musste ich in unserem Fall ja nicht.
Unsere Lösung: alle Varianten sind im Einsatz
Um unterwegs die nassen Dinger nicht rumtragen zu müssen, verwenden wir Wegwerfwindeln. So haben wir also eine nette Kombination aus allen drei Varianten – Wegwerf-, Stoff und gar keine Windeln – im Einsatz. Und zu eben diesem kommt auch immer noch unsere Wickelkommode STEN. Denn neben dem Windelwechseln ist die zum Anziehen und für die Babymassage unglaublich praktisch und ich wollte nie mehr darauf verzichten, auch wenn unser Kleiner überhaupt keine Windeln bräuchte.
Aber jetzt noch zur wichtigsten Frage: Warum das Ganze? Zum einen fußt diese Entscheidung auf dem Wunsch, weniger Müll zu produzieren und zum anderen empfinden wir es als respektvollen Umgang mit unserem Schatz. Denn wie ich gelernt hatte, sind Babys keine Nestbeschmutzer. Und ja, beides interessiert mich herzlich wenig, wenn ich abgekämpft und müde bin und ich merke, dass der Kleine beim Mittagessen, welches überall an ihm hängt oder um ihn herum verteilt ist, andeutet, dass er mal muss. Dann nehme ich auch eine volle Windel in Kauf.
Bei allem Ehrgeiz, die beste Mama für mein Kind zu sein, soll nichts in Zwang und Stress ausarten. Es geht mir ja auch nicht darum, das Kind zu haben, dass als erstes sauber wird. Das und den Tipp, sich auf jeden Fall eine gute Packung Wegwerfwindeln für Notfälle zu besorgen und sich vorab über das Thema „Windelfrei“ zu informieren und in keiner krankhaften Bindung mit den Ausscheidungen der Kleinen zu verweilen, möchte ich allen werdenden Eltern mit „Windelfrei“-Ambitionen ans Herz legen.
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