50, 56, 62, 68: Ein vermeintliches Zahlenrätsel, das viele Mamas wahrscheinlich sofort geknackt hätten. Wie schnell durchschreiten unsere Kleinen denn bitte die Kleidergrößen? Ich kann mich noch erinnern, wie wir noch vor Henrys Geburt bereits mit Babyklamotten beschenkt wurden. Hier ein Strampler, da ein Höschen … Zusammen mit der Grundausstattung, die ich selbst gekauft habe, waren wir sehr schnell gut gerüstet. Dabei ließ mich aber eine Frage nicht los, die schon seit einiger Zeit unablässig in meinem Kopf ihre Runden drehte. Sind die bunten Klamotten denn wirklich alle so unbedenklich? Die Farbenpracht muss ja immerhin irgendwo her kommen – und nicht in allen Klamotten konnte ich Öko-Siegel oder ähnliches finden, die mir versicherten, dass hier wirklich alles unbedenklich ist.
Da kam es mir ganz gelegen, dass Andis Schwester noch viele Klamotten von ihren Zwillingen aufgehoben hatte, die sie nicht mehr brauchte und mir anbot. Die hatten schon einige Waschgänge hinter sich und waren trotzdem noch super erhalten. Mein „zweites Standbein“ hatte ich also schon mal aufgebaut. Es war auch überhaupt kein Problem, Andi davon zu überzeugen, dass wir nicht alles neu brauchten. Eher im Gegenteil beflügelten wir uns in diesem Vorhaben gegenseitig. Wobei es uns aber schon wichtig war, dass bestimmte Artikel wie die Matratze fürs Babybett, Wickelauflagen und Ähnliches, bei dem man viel Wert auf Hygiene legt, neu waren. Ein Kopfkissen würde ja auch niemand gebraucht kaufen.
Als Henry dann da war, kam die Klamottenlawine aber erst so richtig ins Rollen: Von überall her bekamen wir schöne Sachen geschenkt! Ich kam kaum hinterher, Henry alles ein paar Mal anzuziehen, bevor er wieder rausgewachsen war. Auf eine neue Idee kam ich, als wir von Andis anderer Schwester Hosen und Mützchen geschenkt bekamen. Die hatte sie selbst genäht. Ich war so fasziniert von der Idee, dass ich im Kopf bereits mein eigenes Projekt startete – und es auch in die Tat umsetzte.
Ich besorgte mir also eine Nähmaschine, holte mir einige Tipps von einer Freundin, die für ihre ganze Familie einen Großteil der Klamotten selbst näht. Und die nötigen Anleitungen fand ich auf Youtube. Schnittmuster findet man auch recht schnell, die man ausdrucken und dann zusammenkleben kann. Damit ich nicht alle Stoffe neu kaufen musste, räumte ich mit Andi zuerst mal unseren Kleiderschrank auf. Denn sind wir mal ehrlich, haben wir doch oftmals viel zu viele Klamotten im Schrank, die wir kaum oder gar nicht mehr tragen. Man möchte sich ja aber auch nicht von allem trennen. Da ist beispielsweise dieser Chillerpulli, von dem ich mich kaum lösen konnte, obwohl ich ihn schon lange nicht mehr angehabt hatte. Und von Andis unzähligen Bandshirts fange ich erst gar nicht zu erzählen an. Anstatt die Klamotten also wegzuschmeißen, wollte ich die Lieblingsstücke für unseren Schatz neu aufbereiten. Upcycling, wie man so schön sagt.
Die ersten Versuche waren vielleicht noch etwas schief. Aber auf jedes neue Upcycling-Kleidungsstück war ich wahnsinnig stolz – und ich wurde immer besser. Meine Haremshosen wurden mit der Zeit sogar so gut, dass ich mich traute, sie an Freunde zu verschenken. Als i-Tüpfelchen natürlich immer mit den Namen der Kids eingestickt. Wahre Könnerinnen und Könner machen sogar Kleider, die man wenden kann. Das wäre dann der nächste Schritt. Jedes neue Lieblingsstück spornt mich zum nächsten Nähwerk an. Andi liebt es natürlich auch, die Namen und Logos der Bands, die er zuvor selbst so gerne getragen hat, auf den Klamotten seines Sohnes zu sehen.
Außerdem gibt es mir ein gutes Gefühl, aus Sachen, die normalerweise in einen Altkleidercontainer gewandert oder gleich ganz entsorgt worden wären, etwas Neues zu schaffen. Und Henry fühlt sich pudelwohl in seinen neuen Upcycling-Sachen. Und wenn ich noch einen Rat geben darf, wenn’s ums Nähen geht: Wenn ihr Lust dazu verspürt, traut euch und fangt einfach an. Wer sich nicht gleich eine Nähmaschine kaufen möchte, hat vielleicht jemanden im Familien- oder Freundeskreis, wo er sich erst mal versuchen kann. Es ist kein Hexenwerk und macht irre Spaß! Und den Kleidergrößen kann man so am besten ein Schnippchen schlagen.
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